- Nach dem Untergang eines Ausflugsdampfers auf der Donau in Budapest ist der Kapitän des Donau-Kreuzfahrtschiffes festgenommen worden.
- Gegen den 64-jährigen Ukrainer sei nach einer Vernehmung Haftbefehl beantragt worden, teilt die Polizei in Budapest mit.
- Bei dem Schiffsunglück sind am späten Mittwochabend mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. 21 Passagiere werden noch vermisst.
Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes «Viking Sigyn» und weitere Besatzungsmitglieder waren bereits als Zeugen befragt worden. Die Polizei hatte ein Strafverfahren wegen Gefährdung mit massenhafter Todesfolge eingeleitet. Die «Viking Sigyn» fährt unter Schweizer Flagge und gehört den Viking River Cruises mit Sitz in Basel.
Der verhängnisvolle Zusammenstoss ereignete sich am Mittwoch um 21:05 Uhr, erklärte die ungarische Polizei. Unter der Margaretenbrücke sei das kleine Ausflugsschiff «Hableany» vor das grössere Kreuzfahrtschiff gebogen, wodurch es zu der Kollision kam. Das kleinere Schiff kenterte und ging «binnen sieben Sekunden» unter, so die Polizei.
Suche nach Vermissten geht weiter
Beim Unglück sind mindestens sieben Passagiere aus Südkorea ums Leben gekommen. Hochspezialisierte Taucher suchen mit Unterstützung der Armee nach weiteren 19 südkoreanischen Passagieren sowie zwei Ungaren, dem Kapitän und einem Matrosen. Sie gelten nach wie vor als vermisst. Die Aussicht, sie lebend zu finden, wurde von den ungarischen Behörden als gering eingeschätzt.
Der hohe Wasserstand, die starken Strömungen und die schlechten Sichtverhältnisse erschweren die Arbeit der Einsatzkräfte. Die Polizei berichtete, dass eine Leiche kilometerweit flussabwärts vom Unglücksort entfernt geborgen worden sei.
Sieben Menschen – alle Südkoreaner – konnten unmittelbar nach der Katastrophe aus dem Wasser gerettet werden. Sie wurden wegen Unterkühlung in Budapester Spitälern behandelt, wie ein Sprecher des Rettungsdienstes sagte.
Keine Angaben über Schweizer Opfer
Wie eine Sprecherin von Viking River Cruises mitteilte, kamen weder Passagiere noch Crew der «Viking Sigyn» zu Schaden. Das Unternehmen kooperiere mit den Behörden.
Dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten lagen am Donnerstagmorgen keine Angaben über allfällige Schweizer Opfer vor.
Gefährliche Wendemanöver
Einige Experten sprachen von einer Katastrophe, die nicht völlig unerwartet kam. Die kleinen Ausflugsschiffe, die ihre Passagiere für ein paar Stunden auf der Donau spazierenfahren, würden demnach Gefahr laufen, bei Wendemanövern in die Spur der grossen Fluss-Cruiser zu geraten, die sich nur schwer manövrieren lassen.
Südkoreas Präsident Moon Jae-in ordnete an, einen Krisenstab einzusetzen und zusammen mit den ungarischen Behörden «alle verfügbaren Mittel» zur Rettung der Vermissten zu ergreifen. Das Aussenministerium kündigte an, eine «schnelle Einsatzgruppe» mit 18 Beamten und Rettungskräften an den Unglücksort nach Budapest zu schicken.
Der südkoreanische Reiseveranstalter Verygoodtour entschuldigte sich für das Unglück. Das Unternehmen werde alles tun, um den Opfern und deren Familien zu helfen.
Mehrere Angehörige von Opfern sind unterdessen aus Südkorea nach Ungarn gereist. Am Freitag seien zehn Mitglieder von betroffenen Familien nach Budapest abgeflogen, berichteten südkoreanische TV-Sender. Im Verlauf des Tages würden weitere mehr als 30 Angehörige folgen. Auch wurde die südkoreanische Aussenministerin Kang Kyung Wha in Budapest erwartet.