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Nach Militäraufstand in Gabun Putsch um Putsch in Afrika: Das steckt dahinter

Schon wieder ein Militärputsch in Afrika: Am Donnerstagmorgen hat in Gabun die Armee die Macht an sich gerissen. Die Putschisten haben Langzeitpräsident Ali Bongo Ondimba unter Hausarrest gestellt. SRF-Korrespondentin Anna Lemmenmeier erklärt, was in dem zentralafrikanischen Küstenstaat passiert ist – und warum es in den letzten Jahren so viele Putsche in Afrika gab.

Anna Lemmenmeier

Auslandredaktorin

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Anna Lemmenmeier ist Auslandredaktorin zuständig für Mittelamerika, Mexiko und die Karibik. Von 2017-2024 war sie Afrika-Korrespondentin von Radio SRF und lebte in Nairobi. Davor war sie Mitglied der Wirtschaftsredaktion. Sie hat internationale Beziehungen, Geschichte und Völkerrecht an den Universitäten von Bern, Genf und Ghana studiert.

Kam der Putsch in Gabun überraschend?

Es gab Spannungen nach den Präsidentschaftswahlen vom Wochenende. Das Internet wurde gekappt, es gab eine Ausgangssperre und internationale Medien wurden suspendiert. Politische Unruhen waren vorstellbar, doch der Putsch kam unerwartet. Besonders, weil es zuvor in Gabun noch nie einen erfolgreichen Coup gegeben hatte – dies im Gegensatz zu all den anderen afrikanischen Ländern, in denen es in den letzten drei Jahren Putsche gab.

Der weggeputschte Langzeitpräsident Ali Bongo
Legende: Langzeitpräsident Ali Bongo war erst gerade in einer umstrittenen Wahl wiedergewählt worden. Die Putschisten haben nun die Wahlresultate annulliert, die Grenzen des Landes geschlossen und staatliche Institutionen aufgelöst. BTP ADVISERS ON BEHALF OF THE PRESIDENT'S OFFICE VIA AP

Welche Ziele verfolgen die Anführer des Putsches?

Die Männer, die sich unter dem Namen «Comité pour la transition et la restauration des institutions» zusammengetan haben, bestehen aus Vertretern des gesamten Sicherheitsapparates in Gabun: Militär, Polizei und der Präsidentengarde – also der Elitetruppe, deren Aufgabe eigentlich der Schutz des Präsidenten wäre. Wer sich als Anführer des Komitees hervortun wird, ist noch unklar. Ihre politischen Ziele haben sie aber klar formuliert: Das aktuelle Regime soll abgesetzt werden.

Die Putschisten feiern den Sturz des Regimes
Legende: Die Putschisten haben alle Institutionen des Regimes aufgelöst und zentrale Figuren festgenommen. Darunter ein Sohn des weggeputschten Präsidenten. Ihnen wird Hochverrat oder Korruption vorgeworfen. Keystone/AP/Gabon24

Welche Rolle spielt die ehemalige Kolonialmacht Frankreich?

Sieben der acht Putsche, die in den letzten drei Jahren Afrika erschüttert haben, haben sich in ehemaligen französischen Kolonien abgespielt. In Gabun hatten diese Verflechtungen aber nur bedingt Auswirkungen. Ausschlaggebend für diesen Putsch war die Präsidentschaftswahl vom Wochenende, bei der das Regime alle Schrauben angezogen hat, damit sich die Opposition nicht entfalten kann.

Diese politische Repression hat das Fass zum Überlaufen gebracht: Nach mehr als einem halben Jahrhundert Bongo-Dynastie geht es den meisten Menschen nicht besser. Obwohl Gabun sehr ölreich ist und eine kleine Bevölkerung hat, wodurch es eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen Afrikas aufweist. Doch der Reichtum ist nicht gleichmässig verteilt. Letztlich hat es Ali Bongo selbst «verbockt» – weil er sich schlicht zu wenig um die Bevölkerung gekümmert hat.

Ali Bongo 2007 mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.
Legende: Die Familie Bongo, die das Land seit über 50 Jahren quasi-diktatorisch führt, pflegte lange Zeit gute Beziehungen zu Frankreich und wurde auch militärisch unterstützt. Bild: Ali Bongo 2007 mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Keystone//AP/Michael Euler

Gibt es Gemeinsamkeiten bei den jüngsten Putschen?

Überall gab es ein sehr starkes Gefühl in der Bevölkerung, dass die Regierungen nicht liefern, was sie versprechen. Sie kümmerten sich oft nicht um Bildung, Gesundheit und Arbeitsplätze oder – gerade auch in der Sahel-Zone – nicht um die Sicherheit der Menschen. Diese Staaten sind in den letzten Jahren durch Terrorismus und Kriminalität regelrecht kollabiert, viele Menschen haben ihr Leben verloren.

Oft wurden repressive Regimes gestürzt, die nicht frei und fair gewählt wurden und sich an die Macht klammerten. Ein Militärputsch erscheint dann als einzige Möglichkeit für einen Neuanfang. Für die Menschen fühlt sich irgendwann jeder Wandel als Befreiung an – auch wenn sie wissen, dass die Probleme mit einem Putsch nicht gelöst sind.

Jüngste Entwicklungen in Gabun

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Die Putschisten im zentralafrikanischen Gabun haben den Chef der Präsidentengarde, Brice Clotaire Oligui Nguema, als Präsidenten der Übergangregierung ernannt. Das sagte ein Militärsprecher im staatlichen Fernsehen.

Die Afrikanische Union hat das Vorgehen der Putschisten verurteilt. In einer Medienmitteilung heisst es, der Putschversuch sei ein eklatanter Verstoss gegen die rechtlichen und politischen Grundsätze der Union.

Echo der Zeit, 30.08.2023, 18 Uhr ; 

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