Der 107 Meter tiefe Brunnenschacht, in den das zweijährige Kind am 13. Januar bei einem Familienausflug stürzte, wurde nach Behördenangaben auf der Suche nach Wasser ohne Genehmigung gegraben.
In Spanien ist das keine Seltenheit. Im Gegenteil: Nach Schätzung der Umweltorganisation Greenpeace gibt es im ganzen Land über eine Million solcher illegaler Löcher. Die Zeitung «El Mundo» schrieb, in Wirklichkeit seien es viel mehr. Und «diejenigen Bohrungen, die nicht zum Erfolg führen, werden mehr schlecht als recht zugedeckt».
Die Arbeit der «Löchergräber»
Seit Jahren regnet es in Spanien aufgrund des Klimawandels zu wenig. Flüsse trocknen aus, vor allem im Süden und im Landesinneren gibt es immer mehr steinwüstenähnliche Landschaften. Besitzer von Grundstücken und Fincas beauftragen deshalb sogenannte «Poceros», erfahrene «Löchergräber» mit Bohrungen, die oft in wahren Nacht- und Nebelaktionen nachts nur bei Mondbeleuchtung gegraben werden. Im Volksmund heissen diese Schächte deshalb «Mondscheinlöcher».
Der erfahrene «Pocero» Antonio Jesús Perálvarez, der für seine Arbeit 2000 bis 4000 Euro kassiert, nahm im Gespräch mit «El Mundo» kein Blatt vor dem Mund. «Meine Aufgabe ist es, das Loch zu bohren. Um die Abdeckung kümmert sich auch bei legalen Bohrungen der Auftraggeber. Zumal der oft nach einigen Tagen wieder schauen will, ob Wasser herauskommt.» Normal sei es, die Öffnung des Loches «mit einem grossen Stein zuzudecken, den ein Kind nicht hochheben kann».
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Bild 1 von 9. Ganz Spanien hatte tagelang mit den Eltern gehofft und gebangt. Die Solidarität war gross. Bildquelle: Reuters / archiv.
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Bild 2 von 9. Nicht nur mit Spitzhacken und Presslufthämmern, sondern auch mit grossen Bulldozern wurde nach dem Jungen gesucht. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 3 von 9. Nach tagelangen Bohrungen auf dem Gelände wurde der Junge in einer Tiefe von mehr als 70 Metern gefunden, wie das spanische Fernsehen berichtet. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 4 von 9. Mit Rohren wurden Rettungschächte zum mutmasslichen Aufenthaltsort des Buben gebohrt. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 5 von 9. Die Rettungsmannschaften hatten seit dem 13. Januar mit schweren Maschinen unermüdlich versucht, zu dem Kind in dem extrem engen Schacht vorzudringen. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 6 von 9. Mit dem Bohren von Seiten-Stollen versuchte man zum vermissten Jungen vorzudringen. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 7 von 9. Auch mit Helikoptern versuchte man den Bub zu orten. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 8 von 9. Der Kleine war bei einem Ausflug mit seiner Familie in das Loch gefallen, das einen Durchmesser von nur 25 bis 30 Zentimetern hat. Seine Eltern hatten in der Nähe gepicknickt. Bildquelle: Keystone / Archiv.
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Bild 9 von 9. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch ein Happy End gab es nicht. Bildquelle: Keystone / Archiv.
Nicht ausreichend gesichert
Julens Vater räumte ein, dass das Unfall-Loch mit der nur 25 Zentimeter breiten Öffnung auf dem Grundstück des Freundes einer seiner Cousinen wohl nicht ausreichend gesichert war: «Es war mit einigen Steinen zugedeckt, die sie (die Cousine und der Freund) draufgelegt haben.» Niemand habe diese Steine entfernt. «Aber die Steine waren wohl nicht ganz fest. Julen ist wohl draufgetreten und durchgerutscht.» Der Kleine war den Angaben zufolge sehr schlank, er wog nur elf Kilo.