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Nachwahlen in Alabama Senatssitz der Republikaner wackelt

Bei der Nachwahl im US-Bundesstaat Alabama steht viel auf dem Spiel – inhaltlich, politisch und moralisch.

Im US-Bundesstaat Alabama findet eine Nachwahl statt, die die Republikaner im Kongress schwächen könnte. Sollte der demokratische Kandidat Doug Jones sich durchsetzen, würde die Mehrheit der Republikaner im Senat auf einen Sitz schmelzen.

Bestimmt wird die Nachfolge des republikanischen Senators Jeff Sessions, der als Justizminister ins Weisse Haus gewechselt ist. In Alabama hatten in den letzten 20 Jahren immer die Republikaner bei dieser Wahl das Rennen gemacht. Doch jetzt präsentiert sich die Ausgangslage offen.

Mehrere Frauen nämlich beschuldigen den Kandidaten der Republikaner, den erzkonservativen Ex-Richter Roy Moore, sie in den 1970er und 1980er Jahren sexuell belästigt zu haben. Eine von ihnen war damals erst 14 Jahre alt.

Roy Moore bestreitet die Vorwürfe. Er wird unterstützt vom rechten Strategen Steve Bannon, der schon Donald Trump aus einer ähnlichen Situation zum Sieg führte. Zusammen werben sie an der Wahlveranstaltung für die Trump-Agenda und verteufeln das Establishment in Washington.

Präsident Donald Trump war zuerst zurückhaltend. Doch mittlerweile erkannte Trump auch, dass der Ausgang der Wahl auf der Kippe steht. Wählt Roy Moore twitterte er und sagte:

Wir brauchen doch keinen Demokraten in Alabama.
Autor: Donald Trump US-Präsident

Auch viele Wähler stehen noch voll hinter Roy Moore, lassen sich von den Vorwürfen gegen ihn nicht beirren. «Die meisten Wähler möchten lieber einen Kandidaten, der moralisch nicht perfekt ist, dafür aber ihre Haltung teilt, anstatt jemanden der charakterlich überzeugt, aber ganz und gar nicht ihre Meinung vertritt», erklärt die Politologin Lara Brown von der George Washington Universität.

Wenn Moore gewählt würde, wären ihm Probleme mit dem Ethik-Ausschuss gewiss.
Autor: Mitch McConnell Mehrheitsführer der Republikaner im Senat

Kritiker werfen den Republikanern vor, für den Machterhalt alle Moral fahren zu lassen. Das Weisse Haus und die Partei hatten zuletzt die Linie verfolgt, die Wähler selbst sollten in Alabama entscheiden, wie gewichtig die Anschuldigungen gegen Moore seien.

Sollte Moore gewinnen, stehen rechtliche Folgen im US-Senat im Raum. «Ich habe gehofft, dass Roy Moore sich zurückzieht, aber das wird nicht passieren. Wenn er gewählt würde, wären ihm Probleme mit dem Ethik-Ausschuss gewiss», sagte bereits der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell.

Ein Sieg von Jones wäre eine Sensation

Einige Republikaner fürchten ausserdem, dass der belastete Moore im Jahr der Halbzeitwahl 2018 eine schwere Bürde für die Partei sein könnte, wenn es darum geht, die Mehrheiten in Senat und Abgeordnetenhaus zu halten.

Umfragen zeichnen kein klares Bild. In manchen Erhebungen liegt Moore vorne, in anderen Jones. Trump malte als Konsequenz einer Niederlage Moores negative Auswirkungen für seine politische Agenda an die Wand. Eigentlich ist der Staat mit seinen rund 4,8 Millionen Einwohnern ein traditionell sicheres Rennen für die Republikaner. Durch den Streit um Moore ist die Wahl aber viel offener als sonst. Ein Sieg des Demokraten Doug Jones im konservativen Alabama wäre eine Sensation, meint SRF-Korrespondent Peter Düggeli.

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