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Nebenwirkung von Impfungen Frankreich rät Jungen von Moderna ab: Wie gross ist das Risiko?

Nach Skandinavien rät auch Frankreich unter 30-Jährigen vom Impfstoff ab. Antworten von der SRF-Wissenschaftsredaktion.

Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde hat Menschen unter 30 Jahren vom Corona-Impfstoff des Herstellers Moderna abgeraten. Es bestehe bei diesem Impfstoff in dieser Altersgruppe ein geringes, aber etwas höheres Risiko für Herzmuskelentzündungen als beim Impfstoff von Pfizer/Biontech. Soweit möglich sollten Menschen zwischen 12 und 29 Jahren daher nicht mit Moderna geimpft werden.

Extrem geringe Wahrscheinlichkeit

Mit Moderna geimpfte Personen unter 30 Jahren müssten sich deswegen aber keine Sorgen machen, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg. Die Wahrscheinlichkeit, eine Herzmuskelentzündung zu bekommen, sei zwar nach der Impfung ganz leicht erhöht, aber immer noch extrem gering.

Zudem trete die Nebenwirkung nach zwei bis maximal vier Wochen nach der Impfung auf. Wer vor über einem Monat mit Moderna geimpft worden ist, muss keine Nebenwirkungen mehr befürchten, so von Burg. Symptome wären Brustschmerzen, Kurzatmigkeit oder starkes Herzklopfen beziehungsweise Herzrhythmusstörungen.

Skandinavische Studie noch nicht definitiv

Am stärksten von der Nebenwirkung betroffen sind junge Männer unter 30 Jahren. Vor Frankreich hatten vor einem Monat bereits Schweden, Dänemark und Finnland die Moderna-Impfung für diese Alterskategorie vorübergehend abgesetzt und andere Impfstoffe empfohlen.

Auch die skandinavischen Länder kamen in einer gemeinsamen Studie zu Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit einer Herzmuskelentzündung leicht erhöht sei. Die endgültigen Ergebnisse der Studie liegen aber noch nicht vor.

Israel zeigt: Auch Pfizer/Biontech ein Thema

Die mögliche Nebenwirkung einer Herzmuskelentzündung ist aber nicht nur bei Moderna, sondern auch bei Pfizer/Biontech ein Thema. In Israel, wo nur Pfizer/Biontech verimpft wird, zeigte eine Studie bereits vor Monaten, dass mehr solche Fälle auftreten. Auf 2.5 Millionen Geimpfte waren es gut 50 Fälle.   

Herzmuskelentzündungen an sich sind keine Seltenheit. Wenn die Entzündung stark ist, muss man zwar ins Spital, aber sie lässt sich in den allermeisten Fällen gut behandeln, so von Burg.

Vorteile der Impfung überwiegen klar

Der Anteil der zusätzlichen Fälle durch Impfungen ist sehr klein. Dass man diese extrem seltene Nebenwirkung überhaupt und so schnell gefunden hat, liegt daran, dass man so viele Menschen auf einmal gegen Corona geimpft hat, wie von Burg erklärt. Nur so konnte man das Signal im Grundrauschen der sonstigen Herzmuskelentzündungen finden.

Die Gefahr, an einer Herzmuskelentzündung zu erkranken, ist zudem grösser, wenn man an Corona erkrankt, als wenn man sich gegen Corona impft.

Die Gefahr einer Herzmuskelentzündung ist bei einer Corona-Erkrankung grösser als wenn man sich impft.
Autor: Christian von Burg SRF-Wissenschaftsredaktor

US-Daten: Kein Hinweis auf Unterschiede

In der Schweiz behält die Arzneimittelbehörde Swissmedic das Phänomen im Blick und überprüft laufend die neuesten Studienresultate. Die Daten aus Skandinavien sind allerdings noch vorläufig. Es sei nicht wirklich klar, ob es bei Moderna ein bisschen häufiger zu diesen seltenen Herzmuskelentzündungen komme als bei Pfizer/Biontech, schreibt Swissmedic. Die Daten der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA wiesen nicht darauf hin.

Wenn sich klar herausstellen sollte, dass dem so wäre, könnte Swissmedic die Altersfreigabe rasch einschränken. Zu erwähnen ist, dass Moderna insgesamt ein bisschen besser gegen Corona schützt als Pfizer/Biontech. Man hat also auch einen Vorteil, wenn man diesen Impfstoff erhalten hat, so von Burg.

SRF 4 News, 09.11.2021, 10:08 Uhr ; 

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