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Neue US-Zölle auf Arzneimittel Trump braucht verzweifelt Geld

Was die nächtliche Ankündigung von Donald Trump für die Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche bedeutet, kann momentan niemand wirklich sagen. Denn die Ankündigung kommt ohne Details. Nimmt man aber den Inhalt des Trumpschen Posts zum Nennwert, dann wären Roche und Novartis wohl ausgenommen von diesen neuen Zöllen.

Denn beide Konzerne haben im Frühjahr bereits Milliardeninvestitionen in den USA angekündigt. Bis Ende des Jahrzehnts wolle man 23 Milliarden Dollar in zusätzliche Fabriken und Forschungslabors investieren, sagte Novartis damals. Und Roche kündigte ebenfalls im Frühling an, man wolle 50 Milliarden Dollar für Kapazitätsausweitungen bis 2030 aufwerfen.

Zölle einfach umgehen?

Doch selbst wenn die Schweizer Pharmafirmen noch keine Investitionen angekündigt hätten: Laut dem Trumpschen Post könnte man die 100 Prozent Zölle einfach umgehen, indem man einmal Ankündigungen macht.

Denn neue Fabriken und Forschungslabors zu bauen oder bestehende Anlagen zu erweitern, ist ein langwieriger Prozess, der meist Jahre dauert: Planung, Bewilligungen, Bau, Zertifizierungen, Personalsuche ... Gerade in der Pharmaindustrie ist das hochkomplex, weil es um Gesundheit geht. Mit seiner nächtlichen Ankündigung beweist Trump einmal mehr, dass er null Verständnis hat für komplexe Abläufe.

Druck auf die Pharmabranche

Vermutlich geht es ihm aber auch viel mehr darum, Druck auf die Pharmaindustrie zu machen, die Preise in den USA zu senken. Dafür hatte er 17 internationalen Firmen, darunter Roche/Genentech und Novartis eine Frist bis am 29. September gegeben. Weil er diesbezüglich noch keine Zusicherungen erhalten hat, ist er wütend und baut mit der nächtlichen Drohgebärde weiter Druck auf.

Laut Trumps Post würden diese neuen Tarife übrigens für Medikamente und Therapien mit Patentschutz gelten – und nicht für Generika. Laut dem «Wall Street Journal» sind in den USA neun von zehn verabreichten Medikamenten bereits Generika.

Löcher im Budget stopfen

Die nächtliche Tirade des US-Präsidenten – Trump kündigte auch noch neue Zölle auf Polstermöbel, Lastwagen, Badezimmer- und Kücheneinrichtungen und so weiter an – zeigt aber vor allem noch etwas anderes: Trump braucht verzweifelt Geld. Seine Steuersenkungen für Vermögende reissen Löcher ins Budget und er muss sie stopfen. Oft geht vergessen, dass diese Geldsuche der Hauptgrund ist, wieso Trump all diese Zölle erhebt.

Wie es mit den Zöllen grundsätzlich weitergeht, ist übrigens völlig offen: Im November beschäftigt sich der Supreme Court, das höchste Gericht in den USA, damit. Bis jetzt haben alle Gerichte Trump die Kompetenz abgesprochen, im Alleingang, unter Umgehung des Parlaments, überhaupt Strafzölle erheben zu können. Kommt der Supreme Court zum gleichen Schluss, wäre ein Grossteil der Trumpschen Zollpolitik ohnehin Makulatur.

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

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Heute Morgen, 26.09.2025, 06:00 Uhr

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