Wegen der wachsenden weltpolitischen Spannungen steigt die Nachfrage bei Rüstungsgütern. Vor allem Russlands Krieg gegen die Ukraine verlieh ihr zusätzlich Schub.
Doch in den aufaddierten Umsatzzahlen der hundert grössten Rüstungskonzerne schlug sich das im vorigen Jahr nicht nieder, wie ein Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zeigt.
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Die Verkäufe nahmen demnach gesamthaft gar um 3.5 Prozent ab, bei manchen US-Herstellern sogar noch viel markanter. Mehrere europäische Waffenschmieden vermelden für 2022 eine Stagnation.
Träge Rüstungsindustrie und -politik
Zwar setzen nicht nur Länder wie China oder Russland auf Aufrüstung, sondern auch die meisten westlichen Staaten. Doch es braucht Zeit, bis sich politische Kurswechsel in konkreten Bestellungen niederschlagen.
Und es braucht noch mehr Zeit, bis Rüstungsfirmen ihre Produktion hochgefahren haben und tatsächlich mehr Waffen verkaufen und fakturieren.
Die Rüstungsbranche ist ein träges Geschäft. Momentan wächst der Bedarf erheblich stärker als das Angebot. Laut den Sipri-Fachleuten ist jedoch abzusehen, dass die Umsätze der Branche schon dieses und erst recht in den kommenden Jahren stark steigen werden.
Flexibler reagieren und schneller liefern können offenkundig asiatische oder nahöstliche Anbieter. Dort stiegen die Geschäftszahlen deutlich an. Besonders auffällig etwa in der Türkei.
Aufrüstungstrend im Westen relativ neu
Russland hat seine Produktionskapazitäten sogar unverzüglich und schwergewichtig auf Kriegswirtschaft umgestellt. Die Verkäufe stiegen markant, in Rubel gerechnet. Auffallend ist zudem, dass sich Südkorea in kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Lieferanten für die Ukraine entwickelt hat.
In manchen Teilen der Welt, nicht zuletzt in Ost- und Südasien, aber auch im Nahen Osten, hält der Aufrüstungstrend schon lange an. Im Westen jedoch löste er erst in den letzten Jahren eine längere Phase der Abrüstung ab.
Die westliche Waffenproduktion vollzieht diese sicherheitspolitische Kehrtwende erst langsam. Doch fest steht: Es wird massiv aufgerüstet. Und das in weiten Teilen der Welt.