Zum Inhalt springen

Neuer Vulkanausbruch in Island Grindavík könnte ganz von Lava verschlungen werden

Der erneute Vulkanausbruch im Süden Islands trifft den Küstenort Grindavík schwer. Mehrere Häuser gerieten in Brand, immerhin konnten sich die Einwohnerinnen und Einwohner rechtzeitig in Sicherheit bringen. SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann verfolgt die Entwicklung in Island.

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

Wie gefährlich ist die Lage für Grindavík?

Sie ist sehr gefährlich. Der Lavafluss hat die ersten Häuser des Ortes mit rund 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern erreicht, bereits sind mehrere Häuser zerstört worden. Auch viele Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen im Untergrund dürften zerstört worden sein. Derzeit kann in Grindavík niemand mehr leben.

Haben die Dämme gegen die Lava etwas bewirkt?

Anfang Januar waren die Bauarbeiten für einen kilometerlangen, fünf Meter hohen Damm in Angriff genommen worden, um ausfliessende Lava um Grindavík herumzuleiten. Tatsächlich wurde jetzt die Lava des ersten Ausbruchs vom Sonntag nördlich der Stadt dank dieses Damms abgeleitet. Doch die Lava des späteren, zweiten Ausbruchs etwas weiter südlich, unmittelbar vor den Toren von Grindavík, erreichte dann auch die bebauten Gebiete. Was aus den Plänen für einen insgesamt sieben Kilometer langen Damm nun wird, ist derzeit offen.

Was bedeutet das für Grindavík?

Es ist auch für Island, das quasi vulkanerprobt ist, sehr ungewöhnlich, dass eine ganze Stadt durch einen Ausbruch bedroht ist. Letztmals ist das vor 50 Jahren auf den Westmännerinseln passiert. Laut den Geologen gab es in Island möglicherweise seit 800 Jahren keine derart heftigen seismischen Aktivitäten wie derzeit. Für die Menschen von Grindavík – sie mussten den Ort schon beim letzten Ausbruch vor Weihnachten verlassen, konnten erst vor wenigen Tagen zurückkehren und mussten nun wieder fliehen – ist eine Rückkehr in nächster Zeit sicher nicht möglich. Und vielleicht gibt es die Stadt schon in ein paar Tagen gar nicht mehr.

Gab es Anzeichen für den Ausbruch?

In den vergangenen Tagen waren sehr viele Erdbeben in der betroffenen Region registriert worden. Das ist ein Zeichen dafür, dass Lava in Bewegung ist und es möglicherweise bald zu einem Ausbruch kommt. Dadurch waren die Menschen in Grindavík immerhin vorgewarnt, entsprechend rasch konnte ihre erneute Evakuierung vollzogen werden.

Wie geht es nun weiter?

Die Nerven der Isländerinnen und Isländer sind angespannt, denn niemand weiss derzeit, ob die Region nördlich von Grindavík in Richtung der Hauptstadt Reykjavik nicht auch bald von Erdbeben betroffen sein könnte. Nicht beeinträchtigt wird derzeit der Flugverkehr, Island kann wie gewohnt angeflogen werden. Islands Präsident Gudni Th. Jóhannesson rief seine Landsleute in einer Rede an die Nation auf, den Bewohnern von Grindavík beizustehen und sie zu unterstützen. Derweil befürchten die Menschen aus Grindavík weiter, womöglich ihr ganzes Hab und Gut zu verlieren.

SRF 4 News aktuell, 15.1.2024, 06:20 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel