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Aung San Suu Kyi muss Friedensnobelpreis nicht zurückgeben
Aus Rendez-vous vom 12.10.2017. Bild: Keystone
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Nobelkomitee im Dilemma Wo die einen jubeln, schimpfen die anderen

Die Kritik an Friedensnobelpreisträgern ist so alt wie der Preis selber. Doch nachträglich aberkennen kann man ihn nicht.

Das Norwegische Nobelkomitee ist ein exklusiver Klub: Fünf Mitglieder vergeben den weltweit prestigeträchtigsten Preis, den Friedensnobelpreis – ein Ritterschlag für all jene, die sich um Frieden bemühen. Die meisten der Mitglieder sind Politiker. Kein Wunder, dass sie dazu neigen, mit dem Preis Politik zu betreiben.

Aung San Suu Kyi galt 1991, als ihr der Preis verliehen wurde, als glänzende Wahl. Eine aufrechte, zähe, beeindruckende Burmesin, die politische Haft und jahrelangen Hausarrest erduldete. Wie hätte das Friedensnobelpreiskomitee damals ahnen können, dass Aung San Suu Kyi als Regierungspolitikerin nicht halten würde, was man sich von der damaligen Widerstandskämpferin erhoffte?

Heikel, wenn Versprechen noch nicht eingelöst

Da liegt schon ein erstes Dilemma. Zeichnet man nicht bloss Hochbetagte aus, die ihre politische Laufbahn hinter sich haben, gibt es Fehlgriffe. Ein weiteres Dilemma: Wo die einen jubeln, schimpfen die anderen. Völlig zu Recht habe der Chinese Liu Xiaobo oder die Iranerin Shirin Ebadi den Preis erhalten, finden Anhänger von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Die Regimes in Peking oder Teheran hingegen protestierten heftig auf die jeweiligen Auszeichnungen.

Heikel ist auch die Preisvergabe an Personen oder Institutionen, die eine Hoffnung verkörpern, die aber, salopp gesagt, noch nicht geliefert haben. Dieses Jahr etwa an die internationale Kampagne gegen Atombomben, die ihr Ziel fast mit Sicherheit nicht erreichen wird. Oder an Barack Obama, den man für seine Absichten auszeichnete. So wollte er zum Beispiel Guantánamo schliessen und auf eine atomwaffenfreie Welt hinarbeiten. Mit beidem ist er aber gescheitert.

Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Petition gegen Suu Kyi

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Aung San Suu Kyi erhielt vor gut einem Vierteljahrhundert den Friedensnobelpreis. Nun fordern Hunderttausende in einer Onlinepetition, der burmesischen de-facto-Regierungschefin die Auszeichnung aufgrund ihres Schweigens in der Rohingya-Krise zu entziehen. Doch aberkennen kann man den Friedensnobelpreis nicht.

Obama schadete der Nobelpreis eher. Denn dieser lieferte seinen Gegnern Munition, um den Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu kritisieren.

Dasselbe gilt für Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf, die der Nobelpreis auf der Weltbühne zur Lichtgestalt machte, was aber auf der nationalen Bühne viele völlig anders sahen. Kritisiert wurde auch der Preis für die EU, mitten in der Euro- und der Migrationskrise.

Und jene an Yassir Arafat, einen Ex-Terroristen, an Al Gore, dessen Meriten im Kampf gegen den Klimawandel umstritten sind, und an Henry Kissinger, den Verfechter einer oft rücksichtslosen Machtpolitik. Am sichersten fuhren die fünf Komitee-Mitglieder, wenn sie Organisationen auszeichneten wie das IKRK, das UNO-Flüchtlingshochkommissariat oder die internationale Chemiewaffenbehörde.

Auf der anderen Seite: Vielleicht ist es gar nicht falsch, wenn über die Preisvergabe kontrovers diskutiert wird. Und damit auch darüber, was und wer dem Frieden wirklich dient. Denn auch der Friede selber muss erstritten werden.

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