Polizisten in Thailand, Australien und in den USA haben einem internationalen Pädophilering das Handwerk gelegt. 50 Kinder sind nun in Sicherheit. Neun Personen wurden nach rund zwei Jahren Ermittlungsarbeit verhaftet. SRF-Korrespondentin Karin Wenger berichtet aus Thailand über die Hintergründe.
SRF News: Wie bewerten Sie die Aktion der Polizei?
Karin Wenger: Es ist sicher ein wichtiger Coup. Die entsprechende Website im Darknet hatte laut Interpol rund 63’000 Nutzer. Nun wurden neun Personen verhaftet, das sind sicher nicht die letzten Verhaftungen. Einige der Administratoren der Seite wurden bereits im letzten Jahr in Thailand und in anderen Ländern festgenommen und zu hohen Strafen verurteilt. Es handelt sich hier um eine internationale Angelegenheit.
In Thailand selbst besteht die Schwierigkeit, dass die Kinder, wenn sie einmal gerettet sind, gar nicht aussagen wollen, weil sie für ihre Dienste bezahlt wurden oder gar mit den Tätern verwandt sind.
Interpol sagte deshalb, dass die Verhaftungen nur dank einer sehr engen Zusammenarbeit der Polizei und Sicherheitsdienste vieler verschiedener Länder möglich gewesen sei.
Wer im Darknet unterwegs ist, wähnt sich in Sicherheit. Er glaubt, anonym zu sein. Wie kamen denn die Ermittler den Tätern trotzdem auf die Spur?
Die Ermittler ermitteln auch im Darknet und da haben sie vor zwei Jahren diese Pädophilen-Seite gesehen. Die Ermittler fanden dabei Fotos von elf Knaben, die jünger als 13 Jahre alt waren und sexuell missbraucht wurden. US-Behörden fanden die IP-Adresse der Webseite, über die Fotos und die Videos hochgeladen wurden, und zwar wöchentlich, heraus.
Im letzten Jahr wurde der Hauptverwalter der Seite, ein Thailänder, in Thailand festgenommen und zu einer Haftstrafe von 146 Jahren verurteilt. Er hatte mindestens elf Kinder missbraucht, auch seinen Neffen. Ein weiterer Administrator wurde in Australien festgenommen und zu einer Haftstrafe von vierzig Jahren verurteilt. Bei ihm wurden Tausende von Bildern gefunden. Die jüngsten Opfer waren erst 15 Monate alt.
Was sind die Schwierigkeiten bei den Ermittlungen gegen Pädophile?
Es gibt viele Schwierigkeiten. Im Fall dieser Seite im Darknet, deren Betreiber nun festgenommen wurden, war die Identifikation der Kinder eine erste Schwierigkeit. Oft waren die Gesichter der Kinder vermummt, sodass es für die Ermittler schwierig war, die Identität der Kinder herauszufinden und dann auch den Ort.
In Thailand selbst besteht die Schwierigkeit, dass die Kinder, wenn sie einmal gerettet sind, gar nicht aussagen wollen, weil sie für ihre Dienste bezahlt wurden oder gar mit den Tätern verwandt sind. Im vorliegenden Fall missbrauchte der Hauptadministrator der Webseite wie erwähnt seinen eigenen Neffen. Die anderen Kinder wurden mit Internetzugang, Fussballspielen oder Smartphones angelockt. Das ist ein sehr typisches Muster.
Sind diese Ermittlungen und die Polizeiaktion ein Zeichen dafür, dass die Polizei in Thailand härter gegen Pädophile vorgeht?
Das ist ein bisschen zu optimistisch. Es waren zwar thailändische Spezialeinheiten bei der Aufdeckung und bei den Verhaftungen dabei. Sie waren zentral, aber am Ende ist es ein internationaler Polizei- und Ermittlungserfolg. Doch es ist sicher ein Fall mit Signalwirkung. Die Nachricht an die Pädophilen ist ganz klar: Ihr seid im fernen Thailand und auch im Darknet nicht sicher.
Das Gespräch führte Roger Aebli.