Die beiden sind Brüder geworden – statt lebenslange Feinde: Rami Elhanan verlor 1997 seine Tochter, getötet von palästinensischen Selbstmordattentätern. Und Bassam Aramin verlor seine Tochter 2007, erschossen vor der Schule von einem israelischen Polizisten.
Seit diesen Tragödien versuchen Rami und Bassam, Hass in Versöhnung umzuwandeln. «Der Mörder meiner Tochter ist ein Mörder. Aber ich sehe ihn als Opfer – seiner Erziehung, seiner Geschichte, Gesellschaft . Ich weiss nicht, was in seinem Kopf schieflief – aber er hat Kinder nicht als Kinder gesehen», sagt Bassam.
Ich war 47 Jahre alt, als ich zum ersten Mal in meinem Leben Palästinenser als Menschen angeschaut habe.
Die Perspektive zu ändern, wurde möglich, als israelische und palästinensische Eltern in Trauer zusammenkamen. «Ich war 47 Jahre alt, als ich zum ersten Mal in meinem Leben Palästinenser als Menschen angeschaut habe. Menschen, die litten, so wie ich. Dies zu sehen, hat mein Herz gebrochen», sagt der israelische Friedensaktivist Rami. Seither widmet er sein Leben der Aufgabe, überall und allen zu sagen: «Wir sind nicht dazu verurteilt, das ist nicht unser Schicksal!»
Schluss mit Opferrolle und Dämonisierung
Diese Versöhnungsarbeit führt die beiden Aktivisten rund um die Welt. Ihre Freundschaft wurde Thema eines Buches, das zum Bestseller wurde. Auf dem Campus der ETH Lausanne sprachen sie mit Studenten. «Ihre Botschaft lautet, sich der Zukunft zuzuwenden, nicht der Vergangenheit. So wird es friedlicher», erzählt ein junger Mann.
Jeder soll sein Kind zur Schule schicken können, und alle sind gleich! Nur so beenden wir den Konflikt.
Um die Mauern in den Köpfen einzureissen, müssen beide Seiten mit der Opferrolle und der Dämonisierung aufhören, sagt Rami. «Das ist die Mentalität von Fussballfans: mein Team gegen dein Team, meine Wahrheit gegen deine Wahrheit. Das ist völlig verrückt. Wir schlagen einen anderen Weg vor: Jeder soll sein Kind zur Schule schicken können, und alle sind gleich! Nur so beenden wir den Konflikt.» Nächstes Ziel für die beiden Freunde ist Italien. Überall mit der Hoffnung, Wut in Vergebung zu verwandeln.