Der biblische Geburtsort Jesu – Bethlehem – befindet sich im besetzten Westjordanland. Die Stadt hat Erfahrung mit Kriegen: Während des zweiten blutigen Palästinenseraufstandes vor 20 Jahren war sie während mehr als einem Monat eine Kampfzone.
Auch der Krieg in Gaza hat Auswirkungen: Bethlehem ist in diesen Tagen nur schwer zugänglich. Und das an Weihnachten.
«Nach Bethlehem kommt man hier nicht durch. Erst um vier Uhr öffnen sie den Checkpoint für Autos und nur drei Stunden lang», sagt ein Mann in der christlich-palästinensischen Stadt Beit Dschala.
Vor vier Uhr nachmittags kann man nur zu Fuss an den Betonsperren und dem Stacheldraht vorbei. Auf der anderen Seite des Checkpoints muss man ein Taxi nehmen.
Keine Stadt im Westjordanland haben sie so abgeriegelt wie Bethlehem.
Hier regt sich Fahrer Anas auf, dass die israelischen Behörden den Zugang zu Bethlehem seit Beginn des Krieges massiv eingeschränkt haben: «Was ist der Grund dafür? Keine Stadt im Westjordanland haben sie so abgeriegelt wie Bethlehem.»
Bethlehem in einer Zeit der Not
Rund zehn Minuten dauert die Fahrt bis nach Bethlehem. Auf dem Platz vor der Geburtskirche wartet Gemeindepfarrer Rami Asakrieh: «Die Situation in Bethlehem ist furchtbar, und sie wird katastrophal, wenn es so weitergeht.»
Seit Kriegsbeginn dürften die Menschen nicht mehr zur Arbeit nach Israel fahren. Der Weihnachtstourismus – die wichtigste Einkommensquelle der Stadt – falle derzeit ebenfalls weg. Nach zweieinhalb Monaten hätten viele nicht einmal mehr Geld fürs Essen. «Die Kirche kann bei weitem nicht allen Bedürftigen helfen», erklärt der Pater.
Ausgerechnet in dieser Zeit der Not erschwerten Bankenrestriktionen die Überweisung von Spenden aus dem Ausland. Die Behörden hegten den Verdacht, das Geld könnte zur Hamas abfliessen. «Nicht der Pfarrer werde Spendengelder der Hamas geben, aber vielleicht jemand, der in der Kirche arbeitet,» so hätten die Behörden die Restriktionen begründet, sagt Pater Rami.
Kein Baum, keine Lichter, keine Musik
Rund 30'000 Menschen wohnen in Bethlehem, die Mehrheit ist muslimisch. Nur noch zwölf Prozent sind Christinnen und Christen. Beide Bevölkerungsgruppen bedauerten, dass in Bethlehem in diesem Jahr die festliche Weihnachtsbeleuchtung fehle.
«Kein Weihnachtsbaum vor der Kirche, keine Lichter, keine Musik – aus Solidarität mit den Opfern des Krieges und ihren Verwandten hier in Bethlehem,» sagt der Gemeindepfarrer.
Zu Weihnachten wünsche ich mir Sicherheit, inneren Frieden und Frieden in der Welt.
Pater Rami muss zur Abendmesse. Ein paar Dutzend Gläubige kommen zur Kirche, darunter eine Ordensschwester, die 2016 vor den IS-Terroristen aus dem Irak nach Bethlehem geflüchtet ist. «Zu Weihnachten wünsche ich mir Sicherheit, inneren Frieden und Frieden in der Welt», sagt sie und huscht in die Kirche.
Die Gläubigen sind an diesem Abend fast alle aus Bethlehem. Pater Rami leitet die Messe. In diesem Jahr verkauft die Gemeinde keine Eintrittskarten für die Mitternachtsmesse am Heiligabend. Die Kirche ist froh, wenn unter den aktuellen Umständen überhaupt Leute zur Kirche in Bethlehem kommen können.