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Ende der Feuerpause in Gaza: Darum sprechen wieder die Waffen
Aus SRF 4 News aktuell vom 01.12.2023. Bild: Keystone/AP/GPO
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Krieg im Nahen Osten Feuerpause beendet: Kämpfe in Gaza wieder aufgeflammt

Die Feuerpause im Nahen Osten ist nach einer Woche zu Ende. Die israelische Armee hat am Freitagmorgen wieder mit dem Beschuss von Gaza begonnen. Die freie Journalistin Gisela Dachs berichtet aus Tel Aviv und liefert erste Einschätzungen zur Lage vor Ort – und erklärt, warum die Feuerpause nicht erneut verlängert wurde.

Gisela Dachs

Gisela Dachs

Journalistin in Israel

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Die gebürtige Deutsche arbeitet als Journalistin und Publizistin in Israel. Sie ist zudem Professorin am DAAD Center for German Studies und dem European Forum an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Sie lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten mit ihrer Familie in Israel.

SRF News: Wie ist die Situation in Israel?

Gisela Dachs: Am frühen Morgen gab es die ersten Raketenangriffe der Hamas auf Israel. Im Augenblick sind diese noch beschränkt auf die an den Gazastreifen angrenzende Gegend. Damit hat die Hamas die seit sieben Tagen vereinbarte Waffenruhe verletzt. Seither greift auch Israel wieder Ziele der Hamas im Gazastreifen an.

Die israelische Armee sagt, die extremistische Hamas habe sich nicht an die Feuerpause gehalten. Wie spricht man über die Vorgänge in Israel?

Zunächst gab es die morgendlichen Raketenangriffe, die seither anhalten. Inzwischen hat die israelische Heimatfront die Anordnungen verschärft, dass im Grossraum Tel Aviv der Schulbetrieb nur stattfinden kann, wenn es dort Schutzräume gibt. Man rechnet also mit weiteren Beschüssen, die über das unmittelbare Grenzgebiet hinausgehen.

Wieder heftige Kämpfe im Gazastreifen

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Israels Armee hat die Kämpfe gegen die islamistische Hamas wieder aufgenommen. Kampfflugzeuge seien gegenwärtig dabei, Ziele der Hamas im abgeriegelten Gazastreifen anzugreifen, teilte die Armee am Freitagmorgen nach Ablauf der einwöchigen Feuerpause mit.

Der arabische Fernsehsender Al Jazeera berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von schweren Kämpfen in der Stadt Gaza und anderen Gebieten im Norden des abgeriegelten Gazastreifens. Im Zentrum des Küstenstreifens gebe es nahe der Flüchtlingslager Nuseirat und Bureidsch zudem Panzerbeschuss, hiess es.

Die BBC meldete zudem unter Berufung auf die Hamas Luftangriffe auch im Süden des Gazastreifens. Eigene Quellen hätten dies bestätigt, berichtete der britische Sender.

Neben dem Raketenbeschuss gab es wohl einen weiteren Hauptgrund für das Ende der Feuerpause. Nämlich war die Hamas nicht in der Lage, wie versprochen eine Liste für die Freilassung von mindestens zehn Frauen zu liefern, die im Gazastreifen festgehalten werden. Derzeit sitzen dort noch 13 Frauen in Geiselhaft. Gemäss der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sollten letztlich alle Frauen und Kinder freigelassen werden, damit die Waffenruhe weitergeführt wird.

Was bedeutet das Ende der Feuerpause für die verbliebenen Geiseln?

Derzeit ist die Rede davon, dass es im Gazastreifen noch 150 israelische Geiseln gibt. Bisher sind 81 israelische Geiseln freigelassen. Dazu kommen 24, die ausschliesslich eine ausländische Staatsbürgerschaft haben. Die Frage war, warum sich die Hamas so schwer mit diesen Listen tut – wobei unklar ist, ob dies ein Vorwand der Hamas ist oder nicht. Auf jeden Fall behauptet sie, dass sie zu manchen Geiseln keinen Zugang hat, weil sich diese in den Händen anderer rivalisierender Organisationen befinden würden.

Man weiss nicht, zu wie vielen Geiseln die Hamas Zugang hat – und wie viele von ihnen noch leben.

Zudem geht man davon aus, dass viele der Geiseln tot sein könnten. Ein Drittel der Geiseln haben etwa Krebs oder leiden unter chronischen Krankheiten. Wenn sie nicht versorgt wurden, wird sich ihr Gesundheitszustand sicherlich nicht verbessert haben. Die Situation ist also recht unklar. Man weiss nicht, zu wie vielen Geiseln die Hamas Zugang hat – und wie viele von ihnen noch leben.

Sind der Hamas also gewissermassen die Geiseln «ausgegangen»?

Das steht zumindest im Raum. Es wird weiter eine Mutter mit zwei Kleinkindern vermisst, darunter ein Baby. Bei ihnen war man sich eigentlich sicher, dass diese unter den Geiseln sein sollten, die während der Feuerpause freigelassen würden. Vor zwei Tagen hat die Hamas aber verlauten lassen, dass diese Familie bei einem israelischen Angriff auf den Gazastreifen umgekommen sei.

US-Aussenminister stellt Forderungen an Israel

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Legende: Antony Blinken in Tel Aviv. Keystone/AP/Saul Loeb

Die Kämpfe im Gazastreifen gehen weiter. Zuvor hatte US-Aussenminister Antony Blinken für diesen Fall noch Forderungen an die israelische Regierung gestellt. Blinken forderte diese an einer Medienkonferenz in Tel Aviv auf, die Zivilbevölkerung in Gaza besser zu schützen.

Er habe dies bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und weiteren Regierungsvertretern gemacht. Konkret forderte Blinken, dass Israel Pläne zum Schutz der Zivilbevölkerung machen müsse. Diese müssten gemacht werden, bevor die Militäroperation im Gazastreifen wieder aufgenommen werde.

Das lässt sich natürlich nicht verifizieren. Die Hamas hat in den letzten Tagen viele Falschnachrichten gestreut. Dahinter steckt auch psychologische Kriegführung. Nun ist die Waffenruhe zu Ende gekommen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es doch noch unmittelbare Versuche gibt, die verbliebenen 13 Frauen aus der Geiselhaft heraus zu bekommen.

Das Gespräch führte Nina Gygax.

SRF 4 News, 01.12.2023, 8:02 Uhr;

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