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In South Dakota blühen Geschäfte mit Trusts
Aus Echo der Zeit vom 05.10.2021. Bild: Imago
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«Pandora Papers» South Dakota, die Steueroase im Mittleren Westen

  • Seit die USA den Druck auf Steueroasen wie die Schweiz erhöht haben, ist viel Geld abgeflossen – ironischerweise auch in einzelne US-Bundesstaaten. Das zeigen die «Pandora Papers».
  • South Dakota sticht dabei besonders hervor. Nirgendwo sonst in den USA ist es so leicht, Geld steuerfrei in Trusts zu verstecken.

South Dakota ist ein sogenannter «fly over state»: Viele überqueren ihn im Flugzeug. Der Bundesstaat im Mittleren Westen, der mehr als viermal so gross ist wie die Schweiz, aber viel dünner besiedelt, ist bekannt für den Mount Rushmore. Das Relief mit den Präsidentenköpfen sorgt für etwas Tourismus. Doch seit einigen Jahren blüht auch das Geschäft mit Trusts, mit denen Reiche ihr Vermögen steuerfrei absichern können.

Gezielte Gesetzesänderung von 1983

Angefangen habe es vor fast 40 Jahren, erklärt Professor Michael Heller von der Columbia University. Ab 1983 habe South Dakota seine Trust- und Steuergesetze gezielt auf die Bedürfnisse der Superreichen ausgerichtet.

«Es gibt keine Steuern auf Einkommen, Kapitalgewinne und Erbschaften, selbst für die x-te Generation von Nachkommen nicht.» Der Urheber eines Trusts könne sogar sich selber oder seine Haustiere als Nutzniesser einsetzen. «Und er ist vollständig geschützt vor berechtigten Rechtsansprüchen von Dritten, denen er Geld schuldet.»

Der Urheber eines Trusts kann sogar sich selber oder seine Haustiere als Nutzniesser einsetzen.
Autor: Michael Heller Experte für Eigentumsrechte

Ex-Frauen, Gläubiger und betrogene Geschäftspartner haben somit keine Chance, an geschuldetes Geld zu kommen, das in Trusts versteckt ist. Zudem gilt totale Diskretion. Der Urheber eines Trusts muss nicht einmal seinen Kindern offen legen, dass sie Nutzniesser sind.

Vermögen nach Fatca versiebenfacht

Seit 2010 hat sich der Wert der Vermögen, die in Trusts in South Dakota gehortet werden, versiebenfacht. Denn damals führten die USA Fatca ein, ein Gesetz, das ausländische Banken zwingt, den US-Steuerbehörden Guthaben von US-Staatsbürgern zu melden.

Zudem wurde der automatische Informationsaustausch (AIA) eingeführt – mit Folgen. Vor allem reiche US-Bürgerinnen und -Bürger zogen unversteuerte Vermögen aus der Schweiz ab und parkierten sie unter anderem in Trusts in South Dakota. Denn Fatca gelte nur für ausländische Banken, und dem AIA seien die USA nie beigetreten, erklärt Heller.

Ab 2010 hatten Bundesstaaten, die um die Vermögen der Superreichen buhlen, also einen grossen Vorteil gegenüber dem Ausland, weil sie ihnen mehr Sicherheit und Diskretion bieten konnten als etwa die Schweiz. Doch wer profitiert in South Dakota von den rund 370 Milliarden Dollar, die in Trusts liegen, wenn darauf keine Steuern bezahlt werden müssen?

Bevölkerung hat nichts von den Geldern

Die Trusts seien bloss lukrativ für Banker, Anwältinnen und willfährige Politiker. Die Bevölkerung von South Dakota hingegen habe nichts davon. Weder Strassen noch Schulen würden mit dem versteckten Geld gebaut. Im Gegenteil: Wegen der tiefen Steuern gehört das republikanische South Dakota zu den Staaten mit den magersten Sozialdiensten.

While many people may find a way to ‹fly over› South Dakota, somehow their dollars find a way to land here.
Autor: Vorsitzender des Obersten Gerichts von South Dakota Januar 2019

Leidtragende seien zudem jene Bundesstaaten, in denen die Superreichen zwar lebten, aber eben keine Steuern bezahlten. Und auch volkswirtschaftlich seien Trusts schädlich, findet Heller. Statt Innovation zu fördern, Unternehmen zu gründen und Stellen zu schaffen, lägen die Milliardenvermögen in den Trusts von South Dakota einfach brach.

2019 sagte der Vorsitzende des Obersten Gerichts von South Dakota scherzhaft: Die Meisten würden seinen Staat zwar nur überfliegen. Aber irgendwie schaffe es deren Geld, dennoch in South Dakota zu landen. 

Echo der Zeit, 05.10.2021, 18:00 Uhr

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