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Papabili vor dem Konklave Wer folgt auf Papst Franziskus?

Kommende Woche beginnt in Rom das Konklave mit 133 wahlberechtigten Kardinälen. Wer hat die besten Chancen?

Die Medien in Italien publizieren täglich Namen des möglichen zukünftigen Papstes. Wer hat gerade Aufwind und wer ist im Rennen angeblich zurückgefallen? Wie viel lässt sich heute tatsächlich schon sagen? Wer hat die besten Chancen?

Giovanna Chirri ist Vatikan-Expertin der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Sie geht davon aus, dass sich die Kardinäle kommende Woche voraussichtlich für Kontinuität entscheiden. Die Mehrheit der Kardinäle wolle keine Abkehr von Papst Franziskus’ Kurs der moderaten Öffnung. Sie wollten an dem stärkeren Einbezug von Frauen, von Geschiedenen oder etwa von Homosexuellen festhalten.

Die Debatte am Konklave wird wohl anders verlaufen.
Autor: Giovanna Chirri Vaticanista

Zwar mache der ultrakonservative Flügel derzeit besonders aggressiv Stimmung gegen die Reformen des verstorbenen Papstes Franziskus. Doch Chirri vermutet, dass diese Kampagne vor allem virtuell, in den sozialen Medien, stattfinde. 

Gruppe von Geistlichen in roten Gewändern, nah beieinanderstehend.
Legende: Noch nie gab es so viele Kardinäle aus so vielen verschiedenen Ländern, die mehrheitlich von Papst Franziskus ernannt worden sind. Keystone / AP Photo, Andrew Medichini

«Die Debatte am Konklave wird wohl anders verlaufen», sagt Chirri. Sie hat vor 12 Jahren als erste über den Amtsverzicht von Papst Benedikt berichtet. Denn das Rücktrittsschreiben Benedikts war in lateinischer Sprache verfasst, und sie konnte es mit ihrem sattelfesten Latein am schnellsten übersetzen.

Die römisch-katholische Kirche steht vor dem dramatischsten Konklave der letzten 50 Jahre!
Autor: Marco Politi Vaticanisto

Marco Politi ist ein ebenso erfahrener Kenner des Vatikans. Er sagt: «Die römisch-katholische Kirche steht vor dem dramatischsten Konklave der letzten 50 Jahre!» Dramatisch, weil sich Konservative und eher Progressive in den letzten Jahren regelrecht befeindet hätten. Auch Politi nennt die sozialen Medien als Ort des mitunter heftigen Kampfs dieser beiden Lager. Er spricht von einem schweren Zerwürfnis und «viele Kardinäle suchen nun jemanden, der diese Scherben wieder zusammensetzen kann.»

Favorit Pietro Parolin?

Italiens Medien trauen diese Rolle vor allem dem vatikanischen Staatssekretär, dem Italiener Pietro Parolin, zu. Dazu sagen Chirri und Politi: Italiens Medien würden bei ihren Vorhersagen Italiener stets überbewerten. Und eine Integrationsfigur könne auch aus Afrika oder Asien stammen. Von Kontinenten, in denen die römisch-katholische Kirche wächst.

Diese Kardinäle könnten Papst Franziskus im Amt nachfolgen

Noch nie gab es so viele Kardinäle. Noch nie kamen sie aus so vielen Ländern. Das sei ein Vermächtnis von Papst Franziskus, der sie ernannt habe. Das sei aber auch ein Problem, konstatiert Journalist Politi: «Das Kollegium der Kardinäle funktioniert noch gar nicht richtig, weil sich die vielen Purpurträger untereinander gar noch nicht kennen.» Auch finden nun täglich Messen und auch Treffen der Kardinäle statt. Dieses sogenannte Vorkonklave ist die Bühne, auf der sich die «Papabili», die «papstfähigen» Kandidaten, präsentieren.

Die abwesenden Frauen

Grosse Abwesende sind die Frauen, sie sind bei keinem Treffen, nicht einmal beratend, dabei. Dabei habe Papst Franziskus sie erstmals an die Synoden und in vatikanische Spitzenämter berufen, sagt Politi. Bei der Totenfeier habe der zelebrierende Kardinal vieles gewürdigt, was Franziskus geleistet hat. «Aber die gestiegene Bedeutung der Frauen erwähnte er mit keinem Wort. Das wiegt schwer», meint Politi.

Gleiche Rechte für Frauen, konkret der Zugang zum Priesteramt: Das forderten unter den Katholikinnen und Katholiken in Europa viele. «In der Weltkirche ist das weiterhin verfrüht», sagt Giovanna Chirri. Und bei der Frage, ob jemals eine Frau das höchste Amt übernehmen könnte, ist die Journalistin noch pessimistischer: «Ich frage mich, ob es jemals einen weiblichen ‹Papa›, eine ‹Mamma›, geben wird.»

Echo der Zeit, 30.04.2025, 18:00 Uhr

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