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Parlamentswahl in Indien Kampf gegen Fake News im Wahlkampf

Im indischen Wahlkampf spielen Soziale Medien eine wichtige Rolle. Und damit auch Manipulation durch Falschnachrichten.

Was steht in Indien zur Wahl? In Indien wird ein neues Parlament gewählt. Es sind die grössten Wahlen der Welt. Die Wahl dauert sechs Wochen.

Wie viele Leute können wählen? In Indien leben rund 1.3 Milliarden Menschen, 900 Millionen sind wahlberechtigt. Es gibt rund eine Milliarde Mobiltelefonanschlüsse, 300 Millionen Facebook- und 240 Millionen Whatsapp-Nutzer. Der Wahlkampf findet auch über die sozialen Medien statt.

Was tut die Regierung? Sie macht im Social-Media-Wahlkampf mit. Der amtierende Premierminister Narendra Modi hat eigens eine Wahlapp für Smartphones gestalteten lassen. Es ist eine App mit eigenem Fernsehkanal, in dem Reden und Wahlkampfveranstaltungen von Modi zweitverwertet werden.

Gibt es gesetzliche Regelungen bei Wahlwerbung? 48 Stunden vor der jeweiligen Wahlphase gilt eine Sperrfrist. Es dürfen an Orten, wo gewählt wird, keine Wahlkampfveranstaltungen durchgeführt werden und es darf auch keine Wahlkampfwerbung mehr gezeigt werden.

Gilt die Sperrfrist für die App der Regierung nicht? Für die App gibt es noch keine solchen Regeln. «Da es ein neues Phänomen ist, musste erst abgeklärt werden, wer dafür zuständig ist», sagt SRF-Asien-Korrespondent Gutersohn. Nun habe die Wahlkommission verlauten lassen, sie werde sich mit dieser Frage befassen.

Wieso dreht sich die Diskussion auch um Whatsapp? In Indien werde Whatsapp nicht nur als Nachrichtendienst gebraucht, sondern auch als Newsportal, sagt Gutersohn. «Im Zusammenhang mit dem Wahlkampf beschuldigen sich die Parteien gegenseitig, Fake News zu verbreiten.»

Wie reagiert Whatsapp? Whatsapp hat eine Art Verifikationsdienst aufgeschaltet. Mitteilungen können mit der Frage, ob sie nun stimmen oder nicht, an eine Nummer weitergeleitet werden. «Doch dafür muss erst man den Verdacht haben, dass die News falsch ist», so Gutersohn.

Was tut Facebook dagegen? Facebook hat im Zusammenhang mit dem Wahlkampf über 1000 falsche Profile gelöscht. Es seien Profile gewesen, die «unauthentisches Verhalten» aufweisen, z.B. Politiker, die plötzlich die Gegenseite unterstützen oder vulgäre Inhalte publizieren, sagt der Korrespondent. Laut den Angaben von Facebook waren es hauptsächlich Seiten der Opposition. «Das deutet darauf hin, dass sie manipuliert wurden.»

Fake News ist im indischen Wahlkampf ein neues Phänomen.
Legende: Fake News ist im indischen Wahlkampf ein neues Phänomen. Keystone

Bringt die Social-Media-Präsenz den jeweiligen Kandidaten etwas? Vorhersagen, wer gewinne, könne man nicht, so Gutersohn. Doch: «Die sozialen Medien üben einen grossen Einfluss aus. Die Regierungspartei hat klar die Nase vorn.» Sie habe die Möglichkeiten von Social Media schon viel länger entdeckt. Die von Facebook veröffentlichten Zahlen belegen dies: Rund 70 Prozent der veröffentlichten Wahlwerbung stammt von ihr.

Ein Beispiel für Fake News: «Vor kurzem kursierte ein Foto, das den Oppositionskandiaten Raul Gandhi im Schulterschlag mit einem Attentäter, der im Februar in Kaschmir 40 Menschen getötet hat», sagt Gutersohn. Dass das Foto gefälscht sei, habe man zwar erkennen können. Trotzdem – davon ist der Korrespondent überzeugt – gebe es viele Leute, die dieser Botschaft Glauben schenkten.

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