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Parteitag von «Reform UK» Migration in Grossbritannien: Nigel Farages radikale Pläne

Lange eine Randerscheinung, scheint Reform UK den etablierten Parteien gefährlich zu werden. Am Wochenende ist Parteitag.

Darum geht es: An diesem Wochenende trifft sich die Partei Reform UK von Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage im britischen Birmingham zum Parteitag. Hier wird sich Nigel Farage zwei Tage lang feiern lassen. 6000 Leute werden erwartet. Die rechtspopulistische Partei führt seit Monaten die Umfragen im Vereinigen Königreich an. So schielt Reform UK bereits auf die britischen Parlamentswahlen 2029.

Menschen mit Umhang 'Let's Make Britain Great' auf Messe.
Legende: In der Anhängerschaft von Reform UK herrscht das Gefühl vor, dass es mit Grossbritannien abwärts geht. Sie wollen das Land wieder gross machen. Keystone/EPA/NEIL HALL

Migration als Hauptthema: Den gesamten Sommer über hatten die Rechtspopulisten mit ihrer Agenda die Schlagzeilen bestimmt. Das grosse Thema ist die Migration. Gerade die sogenannte unkontrollierte Einwanderung über den Ärmelkanal ist auf einem Rekordhoch. Nachweislich 33'000 Personen haben alleine im vergangenen Jahr die Überfahrt gemacht. «Farage will alle diese Personen verhaften, einsperren und ausschaffen – egal aus welchem Grund sie hier sind», sagt SRF-Grossbritannien-Korrespondent Patrik Wülser. Farage habe versprochen, eine halbe Million Menschen abzuschieben, wenn er bei den nächsten Wahlen zum Premierminister gewählt würde.

Zweifel am Migrationskurs: Für die Massenabschiebung will Farage die Menschenrechtsgesetze aufheben. Beobachter zweifeln an der Umsetzung und der Rechtmässigkeit des Plans. «Was Farage ebenfalls verschweigt: Die unkontrollierte Einwanderung ist zwar ein berechtigtes Ärgernis, aber vergangenes Jahr wanderten 400'000 Menschen regulär nach Grossbritannien ein», sagt Korrespondent Wülser. Diese grosse Gruppe würde eher für Probleme, wie etwa den Dichtestress, sorgen.

Warum ist Farages Partei so populär?: Laut dem Korrespondenten gibt es in Grossbritannien ein Gefühl, dass es mit dem Land abwärts gehe – gerade in der Provinz. Es geht um überfüllte Arztpraxen, Arbeitslosigkeit oder etwa Verkehrsbusse, die ausfallen. «Viele Leute suchen nach Schuldigen für diesen Zustand. Farage bewirtschaftet diese Frustration durchaus erfolgreich», sagt Wülser.

Aufstieg von Reform UK: Die Partei entstand 2019 als Abspaltung der UKIP (UK Independence Party) und hiess bis 2021 «Brexit Party». Im Juni 2024 übernahm Mitgründer Nigel Farage ein zweites Mal die Parteiführung. Seither hat die Partei weiter an Einfluss gewonnen. Sie hat die Kontrolle in zwölf Gemeinderäten übernommen. Die Parteiarbeit hat sich auch weiter professionalisiert. Die Mitgliederzahl hat sich in zwölf Monaten auf fast 240'000 vervierfacht. Mindestens zehn frühere Politiker der Konservativen Partei haben sich den Rechtspopulisten angeschlossen.

Grosse Ambitionen: Reform UK stellt nur vier Abgeordnete im 650-köpfigen britischen Parlament. Trotzdem ist Farage immer zuversichtlicher, dass seine Partei bald die etablierten Parteien – Labour und die Konservativen – überflügelt. In den Meinungsumfragen führt seine Partei schon mit Abstand. Laut dem Korrespondenten ist Farage ein hervorragender Rhetoriker und er treibt die beiden Parteien vor sich her. «Die etablierten Parteien tun gut daran, Farage ernst zu nehmen, aber insbesondere die Sorgen, welche die Menschen zu Reform UK treiben», sagt Wülser.

Rendez-vous, 05.09.2025, 12:30 Uhr ; 

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