Bei den Präsidentschaftswahlen auf den Philippinen zeichnet sich ein klarer Sieger ab. Ferdinand Marcos Junior, Sohn des früheren Diktators Ferdinand Marcos, hat mehr als doppelt so viele Stimmen erhalten wie seine Herausforderin, die Menschenrechtsanwältin Leni Robredo.
Die Familiendynastie der Marcos kehrt damit zurück an die Macht, das scheint nach dem gestrigen Urnengang klar. Das definitive Ergebnis wird erst Ende Monat vom Parlament in Manila verkündet werden.
Doch nach Auszählung von mehr als 96 Prozent der Stimmen liegt Marcos Junior, auch Bongbong genannt, uneinholbar vor Robredo. Diese war angetreten, um gegen staatliche Korruption zu kämpfen. Sie hat nun ihre Enttäuschung über ihr schwaches Abschneiden eingestanden.
Umdeutung der Geschichte
Marcos hat noch auf eine Siegesfeier verzichtet. Er sprach nur von Dankbarkeit. Der 64-jährige Diktatorensohn folgt auf Präsident Rodrigo Duterte. Der Hardliner durfte nach sechs Jahren im Amt laut Verfassung nicht noch einmal antreten. Marcos Junior führte Wahlkampf vor allem mit einer einfachen Botschaft der Einheit. Seinem Erfolg vorausgegangen war eine beispiellose Kampagne in den sozialen Netzwerken zur Umdeutung der brutalen Herrschaft seiner Familie.
Ferdinand und Imelda Marcos waren berüchtigt für ihren opulenten Lebensstil und die skrupellose Unterdrückung jeder Opposition. Unter dem Protest des Volkes wurden die Marcos 1986 deswegen aus dem Land vertrieben. Ferdinand starb 1989 auf Hawaii. Im Wahlkampf stellte Marcos Junior den jüngeren Generationen die gut 20-jährige Herrschaft seiner Familie hingegen als goldenes Zeitalter der Philippinen dar.