Eine Woche nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Honduras hat das Oberste Wahlgericht die Auszählung der Stimmen wieder aufgenommen. Sowohl der amtierende Staatschef Juan Orlando Hernández als auch sein Herausforderer Salvador Nasralla von der linksgerichteten Opposition beanspruchten den Wahlsieg für sich.
Am Donnerstag war die Auszählung unterbrochen worden, am Freitag hatte die Regierung in Tegucigalpa einen zehn Tage währenden Ausnahmezustand über das zentralamerikanische Land verhängt. Damit sollten die Proteste der Opposition unterbunden werden.
Am Tag nach der Wahl lag Nasralla noch mit knapp fünf Prozentpunkten in Führung. Danach überholte der Amtsinhaber jedoch nach Angaben der Wahlbehörden seinen Herausforderer und lag nach Auszählung von knapp 95 Prozent der Stimmen mit 42,9 Prozent knapp vor Nasralla, der auf 41,4 Prozent kam.
Die Verschiebung zugunsten des Präsidenten führte zu gewaltsamen Protesten, in deren Verlauf mindestens ein Mensch getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Die Anhänger Nasrallas werfen Präsident Hernández Wahlbetrug vor.
Honduras zählt zu den ärmsten und gefährlichsten Ländern Lateinamerikas. Hernández war 2013 in einer damals bereits umstrittenen Wahl an die Macht gekommen.