- In Bolivien wird laut vorläufigen Ergebnissen eine Stichwahl über die künftige Staatsführung entscheiden.
- Keiner der Bewerber erreichte im ersten Durchgang die erforderliche Mehrheit, wie die Wahlbehörde nach Auszählung von etwa 90 Prozent der Stimmen mitteilte.
- Klar ist aber schon jetzt, dass nach fast zwei Jahrzehnten linker Regierungen ein politischer Richtungswechsel in dem südamerikanischen Land bevorsteht.
Am 19. Oktober treten die beiden Kandidaten gegeneinander an, die im ersten Durchgang die meisten Stimmen erhielten. Dies sind Senator Rodrigo Paz Pereira von der christlich-demokratischen Partei Partido Demócrata Cristiano, die der politischen Mitte zugerechnet wird, und Ex-Präsident Jorge Quiroga von der rechtsgerichteten Partei Libertad y Democracia (Freiheit und Demokratie).
Paz' Triumph kommt überraschend: In Umfragen lag er mit nur zehn Prozent weit hinter Quiroga. Paz kann für die Stichwahl auf wichtige Unterstützung zählen: Der drittplatzierte Geschäftsmann Samuel Doria Medina von der Mitte-Rechts-Koalition Alianza Unidad stellte sich hinter ihn. In Umfragen hatte Medina noch vor Paz gelegen.
Die wichtigsten politischen Akteure bei den Wahlen in Bolivien
-
Bild 1 von 7. Bei der Präsidentschaftswahl in Bolivien liegt ersten Nachwahlbefragungen zufolge der zentristische Senator Rodrigo Paz vorn. Der Kandidat der Christdemokratischen Partei (PDC) kommt demnach auf fast 32.2 Prozent der Stimmen, wie aus den am Sonntagabend (Ortszeit) veröffentlichten Zahlen des Wahltribunals hervorging. Bildquelle: EPA / JUAN PABLO ROCA (Archiv).
-
Bild 2 von 7. Auf dem zweiten Platz folgt der konservative Ex-Präsident Jorge Quiroga mit knapp 26.9 Prozent. Bildquelle: AP Photo / Freddy Barragan (Archiv).
-
Bild 3 von 7. Der Unternehmer Samuel Doria Medina von der Mitte-Rechts-Koalition Alianza Unidad stellt sich für die Stichwahl hinter Paz. Bildquelle: AP Photo / Natacha Pisarenko (Archiv).
-
Bild 4 von 7. Ex-Präsident Evo Morales wurde per Gerichtsbeschluss von der Wahl ausgeschlossen und hat für die Abgabe ungültiger Stimmen geworben. Bildquelle: AP Photo / Jorge Saenz (Archiv).
-
Bild 5 von 7. Präsident Luis Arce verzichtet auf eine Kandidatur. Bildquelle: EPA / GABRIEL MARQUEZ (Archiv).
-
Bild 6 von 7. Auf der linken Seite kam Ex-Innenminister Eduardo del Castillo nach ersten offiziellen Ergebnissen auf gerade einmal knapp 3.2 Prozent. Bildquelle: EPA / JUAN PABLO ROCA (Archiv).
-
Bild 7 von 7. Der linke Kandidat Andrónico Rodríguez wurde nach seiner Stimmabgabe in der Provinz Carrasco mit Steinen attackiert und beleidigt. Bildquelle: EPA / JORGE ABREGO (Archiv).
Die Politik war lange vom Machtkampf zwischen Ex-Präsident Evo Morales und dem scheidenden Staatschef Luis Arce der linken Partei Movimiento al Socialismo (MAS) geprägt. Die Wahl markiert einen Einschnitt im politischen Machtgefüge: Der scheidende Präsident Arce trat wegen sinkender Beliebtheit nicht mehr an, Morales durfte wegen der verfassungsrechtlichen Amtszeitbegrenzung nicht mehr antreten. Zudem sieht sich Morales einem Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen ausgesetzt.
Linker Kandidat mit Steinen beworfen
Am Rande der Abstimmung kam es zu Zwischenfällen. Der linke Kandidat Andrónico Rodríguez wurde nach seiner Stimmabgabe von mutmasslichen Anhängern des Ex-Präsidenten Morales mit Steinen attackiert. Wenige Stunden zuvor war am selben Ort die Detonation eines Sprengsatzes gemeldet worden. Über Verletzte lagen zunächst keine Informationen vor. Neben der Präsidentenwahl wurde auch ein neues Parlament bestimmt.
Tiefe Wirtschaftskrise
Das südamerikanische Land mit rund zwölf Millionen Einwohnern steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Treibstoff- und Devisenmangel, Inflation und Armut prägen den Alltag. Für die internationale Politik spielt Bolivien auch wegen seiner grossen Lithiumvorkommen eine wichtige Rolle. Deutsche Unternehmen hoffen auf bessere Investitionsbedingungen unter einer neuen Regierung.