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Kongo-Kinshasa wählt seinen Präsidenten
Aus Echo der Zeit vom 14.12.2018. Bild: Keystone
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Präsidentenwahl in Kongo Wählen mit Maschinen – im Land ohne Strom

In Kongo-Kinshasa wählt einen Präsidenten. Doch niemand traut den neuen Wahlmaschinen.

Dieser Tage braucht Mamie Buanga eine dicke Haut, Nerven aus Stahl und eigentlich einen Gehörschutz. Die Menschenmenge um sie herum ist laut und aufgebracht. Die 32-jährige und ihr Kollege von der kongolesischen Wahlkommission sollen die Bevölkerung auf dem Marché Gambela in Kinshasa mit der Wahlmaschine vertraut machen, die eigentlich nur ein Drucker ist. Doch das ist nicht einfach.

«Wir wollen diese Maschine nicht. Wir wollen auf Papier wählen. In dieser Maschine ist etwas versteckt. Wenn ich für den wähle, zählt es die Stimmen bei einem anderen!», echauffiert sich ein älterer Herr mit Hut. Die Angst, dass mit dem Computer-Touchscreen auf dem kleinen Holztischchen das Manipulieren des Wahlresultats einfacher wird, ist das eine.

Kongolesen nennen sie «Klaumaschinen»

Box aufklappen Box zuklappen

Kongo-Kinshasa wählt einen neuen Präsidenten. Eine Wahl, die seit zwei Jahren vom amtierenden, aber nicht mehr antretenden Präsidenten Joseph Kabila verschleppt wird. Erstmals werden dabei Wahlmaschinen eingesetzt, was grosses Misstrauen auslöst. Die Kongolesen nennen die «Machine à voter» denn auch «Machine à voler» – «Klaumaschinen».

Es gehe hier um etwas viel Grundsätzlicheres, mischt sich ein 48-jähriger Chauffeur ein. «Eine Mama im Dorf, die noch nie einen Bildschirm gesehen hat, braucht Unterstützung am Wahltag. Jemand wird ihr die Maschine erklären müssen. Und wer steht im Wahllokal? Die Leute von der Regierungspartei.» Das Wahlgeheimnis gibt es so nicht mehr.

Wie um diese Aussage zu untermauern, schiesst eine kleine Frau aus der Menge vors Mikrofon: «Ich bin Analphabetin, ich weiss nicht wie man eine solche Maschine bedient. Wir sagen nein, zur Wahlmaschine!»

Einfach zu bediendende Maschinen

Die beiden Kampagnenleiter der Wahlkommission sind mit ihrer Sensibilisierungsaktion auf dem Marché Gambela auf verlorenem Posten. «Wir haben ein Problem», gesteht Buanga ein. Immerhin hofft sie, dass sich das Misstrauen der Leute legt, wenn sie die Maschine erstmal getestet haben.

Bildschirm mit Kanidatenbild.
Legende: Auf dem Bildschirm werden die bevorzugten Kandidaten ausgewählt. srf/Anna Lemmenmeier

Bei der Wahl wird der Wahlzettel in die Maschine eingeführt, auf dem Touch-Screen wählen die Stimmberechtigten ihre Kandidaten aus. Die Auswahl wird auf den Stimmzettel gedruckt, die Maschine spuckt diesen wieder aus. Der bedruckte Zettel wird sodann in die Urne gelegt.

Ein junger Mann hat die Wahlmaschine schon ausprobiert. Sie sei sehr einfach zu bedienen, sagt er. Doch vertrauen tue er dem Computer trotzdem nicht.

Mehr als 100'000 Wahlmaschinen

Laut der Wahlkommission wird das Wählen mit der Maschine günstiger, schneller und sicherer. Teile der Opposition und der Zivilgesellschaft lehnen das neue System jedoch gänzlich ab. Andere bemängeln, dass die Sensibilisierungskampagne schon viel früher hätte stattfinden müssen, um die 46 Millionen Stimmberechtigten zu erreichen.

Zudem ist der Kongo fast so gross wie Westeuropa, grosse Teile des Landes sind kaum erschlossen. Laut der Wahlkommission über 100'000 Wahlmaschinen im riesigen Land verteilt worden. Per Einbaum, Lastwagen, Flugzeug.

Mann rudert in einem Einbaum, darin ein Plastikkoffer.
Legende: Manche Wahlmaschinen wurden mit dem Einbaum in ein Dorf transportiert. srf/Anna Lemmenmeier

Doch was passiert, wenn eine ausfällt? Halten die tausenden Batterien in den Wahlmaschinen – in der überwiegend stromlosen Nation? Bereits berichten Medien von mindestens einer kaputten Wahlmaschine. Der einzigen in jenem Wahlkreis.

Die Kongolesen wollen endlich wählen

Die Technologie ist die grosse Herausforderung dieser Wahlen. Halten Teile der Opposition am Boykott der Maschine fest, spielt das der Regierungspartei in die Hände. Fallen die Maschinen aus oder werden Stimmen laut, die Wählerbeeinflussung oder Stimmenklau beklagen, besteht die Gefahr von erneuter Gewalt.

Denn nach 18 Jahren unter Joseph Kabila und zwei Jahren verschobener Wahlen wollen die meisten Kongolesinnen und Kongolesen endlich an die Urnen gehen – und einen neuen Präsidenten wählen.

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