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Protest gegen Regierung 35'000 Menschen marschieren durch Wiener Innenstadt

  • In Wien haben sich rund 35'000 Menschen versammelt, um gegen die geplanten Corona-Massnahmen zu protestieren.
  • Die Polizei ist mit einem Grossaufgebot im Einsatz gestanden. Es kam zu Festnahmen und zu Angriffen auf Beamte.
  • Die Teilnehmenden der Demonstration kritisierten den ab Montag verfügten Lockdown sowie die ab 2022 geltende Corona-Impflicht als Zwangsmassnahmen.

Nach 12 Uhr mittags hat sich in der Wiener Innenstadt ein grosser Demonstrationszug in Bewegung gesetzt und weite Teile des Verkehrs lahmgelegt. Die Teilnehmenden schwangen Österreich-Fahnen und skandierten immer wieder «Freiheit». Viele von ihnen trugen keine FFP2-Masken und verstiessen damit gegen die Auflagen. Lautsprecherdurchsagen, die auf die Maskenpflicht hinwiesen, wurden mit Pfiffen und Buhrufen quittiert.

Rund 1300 Polizisten sind im Einsatz gestanden. Bei Personenkontrollen an der Demonstration wurden sie vereinzelt von umstehenden Personen angegriffen oder mit Gegenständen beworfen, wie in Videoaufnahmen in österreichischen Medien zu sehen war. In einem Fall sei versucht worden, einem Beamten die Dienstwaffe aus dem Holster zu entreissen, wie die Nachrichtenagentur APA aus Polizeikreisen erfahren hatte.

Weniger als zehn Personen seien festgenommen worden, unter anderem wegen Verstössen gegen Corona-Massnahmen oder wegen des Verstosses gegen das Verbot von Nazi-Symbolen, meldet die Polizei. Unter die Demonstranten mischten sich nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA auch bekannte Neonazis und weitere Personen aus dem rechtsextremen Umfeld.

«Die grosse Mehrzahl der Demonstrierenden war aber friedlich», berichtet Österreich-Korrespondent Peter Balzli. In Gesprächen mit den Leuten hat er eine grosse Wut auf die Regierung gespürt. «Die meisten Leute finden, die Regierung hätte die Sache schlecht gehandhabt.» Aus ihrer Sicht hätten die ergriffenen Massnahmen vermieden werden müssen. «Dieser Ärger hat sich auf den Strassen von Wien heute manifestiert.»

Zu den Protesten hatte unter anderem die rechte FPÖ aufgerufen. Deren selbst an Corona erkrankter Chef Herbert Kickl meldete sich mit einer Videobotschaft zu Wort. Darin rief er zu einem möglichst breiten Widerstand auf. Schon zuvor hatte er die Strategie der Regierung scharf kritisiert und von einer «Diktatur» in Österreich gesprochen.

Bundespräsident verteidigt Plan der Regierung

Die österreichische Regierung hatte wegen der massiven vierten Corona-Welle einen Lockdown für alle ab Montag angekündigt. Während die Ausgangsbeschränkungen für Geimpfte und Genesene am 13. Dezember enden sollen, ist der Lockdown für Ungeimpfte unbefristet. Ausserdem wird Österreich als erstes Land in der EU im Februar 2022 eine Corona-Impfpflicht einführen.

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat angesichts der Debatten über den neuen Lockdown vor einem Riss in der Gesellschaft gewarnt. «Lassen wir uns nicht auseinander dividieren», sagte Van der Bellen in einer Fernsehansprache am Freitagabend.

Das Staatsoberhaupt verteidigte ausdrücklich auch die von der Regierung angekündigte Impfpflicht. Die Bürger hätten Rechte, aber auch Pflichten. Dazu gehöre die Pflicht, die Gemeinschaft zu schützen, sagte Van der Bellen.

Impfzahlen steigen rasant

Die Impfquote liegt in Österreich inzwischen bei rund 66 Prozent. Die Bereitschaft zur schützenden Injektion hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Die Impfzahlen haben sich gegenüber dem Sommer vervierfacht. Gründe dafür sind die 3G-Regel am Arbeitsplatz und die 2G-Regel, die Ungeimpfte von weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausschliesst.

Tagesschau, 20.11.2021, 13:00 Uhr ; 

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