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Proteste der Exil-Kubaner «Cuba libre!» hallt durch die Strassen von Miami

  • Zehntausende Menschen, die auf Kubas Strassen «Freiheit» und «Nieder mit der Diktatur» rufen: Das hat es während Jahrzehnten nicht mehr gegeben.
  • In Miami, wo die weltweit grösste exilkubanische Gemeinde lebt, finden die Protestrufe von der Insel den lautesten Widerhall.
  • Seit Sonntag finden an verschiedenen Orten der Stadt Unterstützungskundgebungen statt.

An der Calle Ocho, der Hauptstrasse von Little Havanna in Miami: Trotz Gewitter und strömendem Regen haben sich bereits am Nachmittag gut 200 Personen versammelt. «Das kubanische Volk braucht jetzt unsere Unterstützung», sagt Gabriella. Sie ist Präsidentin der «Students for a Free Cuba».

Die kubanische Diktatur muss verschwinden und die Welt muss dabei helfen!
Autor: Franco Exil-Kubaner in Miami

Auch Franco, der auf Kuba geboren wurde, hofft auf Freiheit für sein Vaterland. Wie viele andere demonstriert er bereits seit Sonntag. Mittlerweile ist er heiser. «Die kubanische Diktatur muss verschwinden und die Welt muss dabei helfen!»

Demonstranten in Miami mit Schildern.
Legende: Exil-Kubaner in Little Havanna in Miami bekunden ihre Solidarität mit den regimekritischen Demonstrierenden in Kuba. Matthias Kündig/SRF

Die meisten hier sind unter 30 Jahre alt. Zum Beispiel Laura, deren Grosseltern in den 1960er-Jahren aus Kuba geflüchtet waren. Viele ältere Kubanerinnen und Kubaner in Miami hätten die Hoffnung längst aufgegeben, dass sich auf der Insel etwas ändern könnte, sagt sie.

«Ich bin aber voller Hoffnung und will die Protestierenden in Kuba unterstützen.» Laura ist überzeugt: Es braucht auch ein Eingreifen der US-Regierung.

Sollen die USA eingreifen?

Verschiedene kubanischstämmige Politiker in Miami fordern von Präsident Joe Biden bereits ein militärisches Vorgehen gegen das kubanische Regime. Doch davon will Gabriella von den «Students for a Free Cuba» nichts wissen. «Alles was ich mir wünsche, ist ein freies Kuba. Ich will keine Militärintervention.»

Auch in den nächsten Tagen soll in Miami weiter demonstriert werden für die Freiheit des kubanischen Volkes.

Embargo der USA gegen Kuba

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1960 verhängte US-Präsident Dwight D. Eisenhower erstmals Massnahmen gegen Kuba, welche in einem totalen Exportverbot nach Kuba endeten. 1961 dürfen unter John F. Kennedy nur noch Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter mit einer Ausnahmegenehmigung nach Kuba exportiert werden. Der Import von kubanischem Zucker wird eingestellt. Im März 1962 spricht Kennedy ein komplettes Wirtschaftsembargo gegen Kuba aus. 1977 lockert Präsident Jimmy Carter die Reisebestimmungen. Die USA eröffnen eine Interessenvertretung in Havanna, Kuba seinerseits in Washington. Nach dem Ende des Kalten Kriegs fällt die kubanische Schutzmacht Sowjetunion zusammen. Die kubanische Wirtschaft schrumpft.

1992 verabschiedet George Bush Senior den «Cuban Democracy Act». So gilt für US-Firmen in Drittländern ein Verhandlungsverbot mit Kuba, fast alle Charterflüge zwischen Miami und Havanna werden gestrichen. 1996 schiesst Kuba zwei Zivilflugzeuge der USA ab. Die Geschäfte der beiden Länder werden weiter beschränkt. 2001 dürfen US-Firmen wieder Lebensmittel nach Kuba liefern. 2004 beschränkt George W. Bush die Reisefreiheiten erneut.

Als Fidel Castro 2008 abtritt und sein Bruder Raúl übernimmt, fordern die Vereinten Nationen erneut das Ende des US-Embargos. Die USA stimmen dagegen. 2009 hebt der neue US-Präsident Barack Obama jedoch alle Reisebeschränkungen für Exilkubaner auf. 2014 verkündet Obama die Normalisierung der Beziehungen. Kuba wird 2015 von der «US-Terrorliste» gestrichen. Bevor es zu einer Aufhebung des Embargos kommt, gewinnt Donald Trump die Präsidentschaftswahlen. Er setzt die USA wieder auf die Liste der «Staaten, die den Terrorismus unterstützen».

 

 

Heute Morgen, 14.07.2021, 6:00 Uhr

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