Die Proteste der «Gelbwesten» in Frankreich lassen kurz vor Weihnachten nach. Dafür steigt die Wut bei denen, die die Wütenden eigentlich unter Kontrolle halten sollten: bei den Polizisten. Sie haben wegen der «Gilets Jaunes» über 20 Millionen Überstunden geleistet. Um Streiks der Polizisten abzuwenden, hat die französische Regierung jetzt einer Lohnerhöhung zugestimmt.
Die Polizisten haben sich schnell Gehör verschafft. Nur ein einziger Tag der Mobilisierung hat gereicht. Schon am Mittwochabend haben Polizeigewerkschaften mit Innenminister Christophe Castaner ein Abkommen unterzeichnet. Die Regierung lenkt ein: Gehaltserhöhungen von 120 bis 150 Euro pro Monat netto wurden zugestanden.
Innenminister macht weitere Versprechen
Und Castaner verspricht sogar noch mehr: «Wir haben den Gewerkschaften eine sofortige Gehaltserhöhung zugesagt. Aber es geht auch um das Engagement, weiterhin zusammen an einer Lösung zu arbeiten, um die Arbeitszeiten der staatlichen Polizisten neu zu organisieren.»
Ein grosser Sieg für die Beamten. Auch der wichtigste Punkt, die unbezahlten Überstunden, soll ab Januar verhandelt werden. In den letzten zehn Jahren gab es von Seiten der Regierung keine so deutlichen Zugeständnisse mehr an die Sicherheitskräfte.
Die Gewerkschaften sind zuversichtlich, dass der Staat die 275 Millionen Euro für geschuldete Überstunden der Polizisten ebenfalls zahlen wird. Bei Ihren Verhandlungen mit dem Innenminister haben sie ein gewichtiges Argument.
Signal für andere Gewerkschaften
«Sie sind sich bewusst, dass die Regierung und auch das Land derzeit geschwächt sind und sie wissen, wie schnell Chaos entstehen kann. Der einzige Schutz der Republik sind die Polizisten. Die Menschen sind auf der Strasse sicher, weil wir da sind. Aber wenn die Polizei nicht mehr arbeiten kann, weil sie zu erschöpft ist, ist das ganze Land in Gefahr», sagt Linda Kebab von der nationalen Polizeigewerkschaft .
Der Druck auf Präsident Emmanuel Macron wächst von allen Seiten. Und nun hat er erstmals nachgegeben. Das könnte ein Signal sein für andere Gewerkschaften. Noch am Samstagabend wird die Gewerkschaft der Beamten vom Finanzminister empfangen. Auch sie will die lange verweigerte Gehaltserhöhung einklagen.