In Seoul sind erneut hunderttausende Südkoreaner auf die Strasse gegangen und haben den Rücktritt der umstrittenen Präsidentin Park Geun Hye gefordert. Sie trotzten Schneeregen und Kälte, um zum fünften Mal an der wöchentlichen Kundgebung teilzunehmen.
Die Veranstalter sprachen von 350'000 Demonstranten und gingen davon aus, dass es im Laufe des Tages bis zu 1,5 Millionen werden könnten. Die Polizei sprach von 140'000 Protestierenden in Seoul, wo sie mit tausenden Beamten im Einsatz war. Auch in anderen südkoreanischen Städten waren Proteste gegen Park angesetzt.
«Noch nie hatte eine gewählte Präsidentin so wenig Rückhalt in der Bevölkerung», sagt SRF-Korrespondent Pascal Nufer. Es handle sich um die grösste Demonstration Südkoreas überhaupt. «Park, verschwinde jetzt», riefen einige Demonstranten, auch aus Lautsprechern an Lastwagen ertönte dieser Ruf. Die Präsidentin ist in eine massive Korruptionsaffäre verstrickt. Einer aktuellen Umfrage zufolge fordern neun von zehn Südkoreanern ihren Rücktritt.
Verdacht wegen Machtmissbrauch
Im Zentrum der Affäre steht die langjährige Präsidentenfreundin Choi Soon Sil, die ihre Beziehungen zu Park genutzt haben soll, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern.
Choi sitzt inzwischen wegen des Verdachts auf Betrug und Machtmissbrauch in Haft. Der Skandal weitete sich am Donnerstag mit der Durchsuchung des Finanzministeriums und zweier Konzernzentralen aus.
Bereits in der kommenden Woche könnte es im Parlament eine Abstimmung über Parks Amtsenthebung geben. Mittlerweile unterstützen auch zahlreiche Abgeordnete der Regierungspartei Parks Absetzung. Seit Wochen gehen die Südkoreaner gegen Park auf die Strasse. Die Proteste verliefen bislang friedlich und oft in ausgelassener Atmosphäre.