Zum Inhalt springen

Proteste nach Nawalny-Urteil Amnesty International fordert Freilassung Nawalnys

  • Bei Protesten in Russland gegen die Verurteilung des Kremlgegners Alexej Nawalny hat es Menschenrechtlern zufolge viele Verletzte gegeben.
  • Das Portal ovd-info berichtete in der Nacht zum Mittwoch von Festgenommenen, die durch Polizei-Gewalt etwa an den Händen, Armen oder am Kopf Verletzungen erlitten hätten.
  • Die Sicherheitskräfte hätten sich in einigen Fällen geweigert, medizinische Hilfe zu organisieren.
  • Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert derweil den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu auf, Nawalny umgehend freizulassen.

Die Festnahme Nawalnys zeige ein weiteres Mal, dass die russischen Behörden ihn zum Schweigen bringen wollten. In ihrem Rachefeldzug gegen Nawalny und seine Unterstützer hätten die russischen Behörden jeden verbliebenen Anschein von Gerechtigkeit und Respekt für die Menschenrechte zerfetzt, zitiert Amnesty Schweiz auf Twitter Natalya Zviagina, Leiterin des Moskauer Büros von Amnesty International.

13 Verletzte

Die Agentur Interfax meldete, allein in Moskau hätten 13 Menschen Ärzte aufgesucht. In St. Petersburg im Norden des Landes seien acht Demonstranten mehr als drei Stunden lang in Gefangenentransporter festgehalten worden.

Bei den Protesten gegen die Verurteilung Nawalnys hatte es den Menschenrechtlern zufolge insgesamt mehr als 1400 Festnahmen gegeben, die meisten davon in der Hauptstadt Moskau mit mehr als 1100. In neun weiteren Städten kamen demnach ebenfalls Demonstranten in Polizeigewahrsam. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete, in Moskau würden nach den Kundgebungen am Dienstag rund 1300 Menschen zur Verantwortung gezogen. In vielen Fällen müssen die Teilnehmer mit einer Geldstrafe rechnen - oder mit mehreren Tagen in Haft.

Ein Gericht in Moskau hatte Nawalny zu dreieinhalb Jahren Straflagerhaft verurteilt, weil er aus Sicht der Richterin mehrfach gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren von 2014 verstoßen hat. Nach Angaben seiner Anwälte wird ihm womöglich ein früherer Hausarrest angerechnet. Dann müsste er zwei Jahre und acht Monate in ein Straflager. Er käme somit im Oktober 2023 wieder frei.

Tausende Festnahmen

Nach der Urteilsverkündung gab es vor allem in Moskau und St. Petersburg Proteste von Tausenden Nawalny-Unterstützern. Die Sicherheitskräfte gingen mitunter gewaltsam gegen sie vor. Erst am vergangenen Sonntag hatte es Menschenrechtlern zufolge landesweit mehr als 5500 Festnahmen bei Demonstrationen für Nawalny gegeben.

SRF 4 News, 03.02.2021, 00:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel