Am Freitag sorgte ein Video, das in Peking nach einem Treffen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und dem russischen Präsidenten Wladimir entstand, für Aufsehen: Ein Mitglied von Kim Jong-uns Entourage räumt sein Glas weg, putzt den Stuhl ab und alles, was der nordkoreanische Machthaber berührt hat. Rasch kursierten Spekulationen, wonach es dabei um die Entfernung von DNA-Spuren ging.
Tatsächlich scheint hinter solchen Aktionen ein System zu stecken. Die Angst vor einer DNA-Spionage hatte Berichten zufolge schon Kim Jong-uns Vater.
Auch auf Reisen überlässt er nichts dem Zufall. Der Autokrat soll in seinem gepanzerten Zug eine private, versiegelte Toilette haben – um seine Ausscheidungen vor dem Zugriff Dritter zu schützen.
Putins «Kotkoffer»
Auch Wladimir Putin soll gerüchteweise mit einem persönlichen Toiletten-Team reisen. Sein Sicherheitspersonal sammelt angeblich seine Exkremente ein und bringt sie wieder zurück nach Moskau, damit ausländische Geheimdienste diese nicht analysieren können.
Das französische Magazin «Paris Match» schreibt, dass auf allen Reisen Putins stets ein Geheimdienstmitarbeiter dabei ist, dessen einzige Aufgabe darin besteht, die Exkremente des Präsidenten aufzusammeln.
Selbst in Hollywood hat das Thema Spuren hinterlassen: Schauspielerin Julia Louis-Dreyfus erzählte in einer US-Talkshow von ihrem Erlebnis in einem Wiener Museum: Dort habe sie erfahren, dass Putin eine private Tour erhalten hatte und dass er einen Mitarbeiter mit einem Kotkoffer habe.
Und tatsächlich: Ein Video von einem Gipfeltreffen in Paris 2019 zeigt Putin beim Verlassen einer Toilette, begleitet von sechs Bodyguards – einer trägt einen auffälligen Koffer.
Beweise für dessen Inhalt gibt es nicht, doch die Vorstellung ist nicht völlig abwegig. Staatsoberhäupter mit vielen Feinden haben gute Gründe, ihre biologische Identität zu schützen.
Macron und Scholz verweigerten russischen PCR-Test
Dass exponierte Staatsoberhäupter vorsichtig sind, kann sich Anita Rauch, Professorin für Medizinische Genetik an der Universität Zürich, durchaus vorstellen. Aus der DNA liessen sich viele sensible Informationen ableiten: «Einerseits genetische Krankheiten, aber auch Veranlagungen für Krankheiten, die erst später auftreten. Aus Exkrementen lässt sich ableiten, wie die Darmbakterienbesiedlung zusammengesetzt ist. Das kann Hinweise auf Lifestyle-Faktoren geben.»
Sensible Informationen zur Gesundheit also – oder zu möglichen Skandalen. «Es könnten so auch Verwandtschaftsbeziehungen offengelegt werden oder sich herausstellen, dass der Mensch vielleicht gar nicht der ist, den er vorgibt zu sein – dass es ein Doppelgänger ist.»
Offizielle Protokolle westlicher Staaten sehen keine vergleichbaren Massnahmen vor. Dennoch gibt es auch hier Vorsichtsmassnahmen: So verweigerte Emmanuel Macron 2022 einen russischen PCR-Test vor einem Treffen mit Putin – aus Sorge um die Preisgabe seiner DNA. Auch Olaf Scholz liess sich bei seinem Besuch im Kreml nur von einer deutschen Ärztin testen – mit einem Gerät, das aus Deutschland mitgebracht wurde. Russische Behörden durften lediglich zuschauen.
Ob DNA-Reiniger in Nordkorea oder mutmasslicher Kotkoffer in Russland – solche Geschichten sind schwer zu verifizieren. Doch sie geben Einblick in eine Welt, in der selbst biologische Spuren als potenzielle Sicherheitslücke gelten.