Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Unterhaus stimmte in der Nacht der Senat für das Gesetz, durch das die Regierung Einfluss auf das Oberste Gericht nehmen kann.
- Der Entwurf ist offenbar ohne Änderungen durchgewunken worden.
- Die EU fürchtet um die Unabhängigkeit innerhalb von Polens Gewaltenteilung.
Die Zustimmung des Senats galt als sicher, weil auch dort wie im Unterhaus die nationalkonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) die Mehrheit hat.
Vor dem Senatsgebäude protestierten Demonstranten und Senatoren der Opposition gegen das Abstimmungsergebnis. Die Gerichtsreform muss noch von Präsident Andrzej Duda unterzeichnet werden.
Regierung kann Richter entlassen
Die Reformen ermöglichen es der Regierung, Richter des Obersten Gerichtes in den Ruhestand zu schicken. Die Richterposten in dem über die Unabhängigkeit der Justiz wachenden Landesrichterrat (KRS) sollen ebenfalls neu besetzt werden. Kritiker befürchten zudem, dass ein befangenes Oberstes Gericht künftig sogar Wahlen für ungültig erklären könnte.
Der Senat ignorierte mit seinem Entscheid die Sanktionsdrohungen der EU-Kommission und zahlreiche warnende Stimmen im In- und Ausland, die um die Unabhängigkeit der polnischen Justiz fürchten. EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte mit Blick auf die Reform gewarnt, Polen laufe Gefahr, in der Europäischen Union ins Abseits zu geraten.
Kritik aus den USA
Das US-Aussenministerium hat die polnische Regierung aufgefordert, die Unabhängigkeit des Justizsystems zu bewahren. «Die polnische Regierung fährt damit fort, Gesetze zu erlassen, die die gerichtliche Unabhängigkeit und Rechtsstaatlichkeit in Polen zu untergraben scheinen», erklärte eine Sprecherin. Die USA sind traditionell ein enger Verbündeter Polens.
Gegen die Reform hatten seit Donnerstag in Polen zehntausende Menschen in mehreren Städten protestiert. Sie sehen die Unabhängigkeit der Justiz und die Gewaltenteilung in Gefahr. PiS-Politiker haben dagegen erklärt, mit der Reform solle die Justiz effizienter werden und stärker zur Verantwortung gezogen werden.