Chile hat gewählt: Der ultrarechte José Antonio Kast gewinnt die Stichwahl deutlich, mit über 58 Prozent der Stimmen. Die Kandidatin der Linken, Jeannette Jara, kommt auf rund 41 Prozent. Kast ist der rechteste Wahlsieger seit dem Ende der Militärdiktatur von Augusto Pinochet vor 35 Jahren.
Er verspreche Chile harte Arbeit, Ordnung, und einen Wandel, erklärte der frisch gewählte José Antonio Kast in seiner Siegesrede. Sein Sieg ist ein politischer Richtungsentscheid.
Der neunfache Vater und strenggläubige Katholik mit deutschen Wurzeln stammt aus einer einflussreichen chilenischen Politikerfamilie. Kasts Bruder diente während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet als Präsident der Zentralbank. Kast selber politisiert mit seiner Partei den Republicanos klar rechts aussen.
Wahlsieg dank Sicherheitskrise
Zum Wahlsieg verholfen hat Kast eine Sicherheitskrise ausgerechnet in einem der bisher sichersten Länder Lateinamerikas: Die Mordrate in Chile hat sich in weniger als zehn Jahren mehr als verdoppelt. Auch Überfälle und Entführungen nehmen zu. Schuld daran sind laut Kast Migrantinnen und Migranten aus Venezuela. Die Lösung für den neuen Präsidenten: Grenzmauern, Abschiebungen und Notrecht.
Diese Botschaft ist einfach – aber nur teilweise faktenbasiert. Zwar sind venezolanische Drogenbanden verstärkt auch in Chile aktiv. Doch die Mehrheit der Straftaten wird weiterhin von Chilenen begangen.
Die Sicherheitskrise ist kein reines Importproblem, sondern auch Ausdruck staatlichen Versagens. Die chilenischen Sicherheitskräfte hinken hinterher, sie wirken überfordert.
Die Linke stolpert, Kast profitiert
Die Verantwortung dafür trägt der bisherige Präsident, der Linke Gabriel Boric. Die Kandidatin der Regierungskoalition, Jeannette Jara von den Kommunisten, versuchte sich davon zu distanzieren – vergeblich. Es ist auch die fehlende Selbstreflexion der Linken, die Kast zum Erfolg verhalf.
Nun muss Kast liefern. Sein neues Amt wird er im März 2026 antreten.
Kasts Sieg ist Teil eines breiteren Rechtsrutschs in Lateinamerika und markiert zugleich einen Bruch: Jahrzehntelang regierte die politische Mitte in Chile. Heute entscheiden die Extreme – und differenzierte Antworten finden immer weniger Gehör.