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Reduktion der Erdölproduktion «Russland hat den ökonomischen Krieg schon verloren»

Zusammen mit Russland will die Opec die Erdölproduktion reduzieren. Die Korrektur ist massiv: Zwei Millionen Barrel weniger pro Tag. Hintergrund ist der stark sinkende Ölpreis. Der Entscheid der Opec hat globale Auswirkungen – auf die Verbraucher sowie die Wirtschaft. Das erklärt Christof Rühl. Er ist Experte im Energiebereich.

Christof Rühl

Energieexperte und Ökonom

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Der Ökonom hat früher für den Erdölkonzern BP gearbeitet. Heute berät Christof Rühl Unternehmen und lehrt unter anderem am «Center for Global Energy Policy» der Columbia Universität in New York.

SRF News: Die Opec will nach eigenen Angaben den Ölpreis stabilisieren. Warum?

Christof Rühl: Die Preise sind unter Druck geraten. Sie waren sehr volatil wegen des Ukraine-Kriegs. Aber trotz all dieser Unterbrechungen, Boykottdrohungen und Sanktionen gegen Russland gibt es genug Öl auf der Welt. Opec+ ist dazu übergegangen, massive Produktionskürzungen vorzunehmen. Diese 2-Millionen-Barrel-Ankündigung ist überraschend stark. Die Unterstützung von Russland durch Saudi-Arabien wird als Affront gegen Amerika aufgefasst. Da liegt die politische Brisanz dieser Entscheidung.

Ein Ölpumpenheber ist vor dem angezeigten Opec-Logo zu sehen.
Legende: Opec+ ist die Gruppe um Saudi-Arabien und Produzentenländer um Russland in einer Allianz vereint. Reuters/Dado Ruvic

Für den kleinen Verbraucher heisst das vermutlich, dass Benzin teurer wird, wenn der Ölpreis steigt?

Genau. Wenn Opec sagt, sie wollen den Markt stabilisieren, dann meinen sie in der Regel, dass der Preis zu niedrig ist. Das heisst, dass auch an der Tankstelle die Preise wieder nach oben gehen werden.

Die USA haben sich gegen diesen Anstieg gewehrt. Wie hart trifft es sie?

In den USA gibt es die Midterm-Wahlen im November. Die sind immer sehr stark beeinflusst davon, wie die Benzinpreise in Amerika sind. Ich vermute, dass diese Aktivität darauf gerichtet ist, eine demokratische Regierung weiter auszuhöhlen. Aus der Perspektive Saudi-Arabiens und Russlands war es angenehmer, mit einer Trump-Regierung zusammenzuarbeiten. Die gegenwärtige demokratische Regierung nimmt nicht ganz so viel Rücksicht auf die Bedürfnisse dieser Länder.

Der Erdölpreis steigt. Wird Russland folglich mehr verdienen?

Ja, von zwei Seiten. Wenn im Mittleren Osten die Produktion beschnitten wird, kann Russland weiter so viel exportieren wie vorher. Ein Ziel der Sanktionen war es auch, die Exportmenge von Russland runterzubringen. Das kann Russland vermeiden, wenn jemand anders die Kürzungen übernimmt.

Russland hat den ökonomischen Krieg schon verloren.
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Zweitens sind höhere Preise das, was Russland dringend braucht. Vor allem im Öl- und Gasbereich sieht es nicht so aus, als könnten sie ihre Produktionsmengen nach Europa weiterhin aufrechterhalten. Da haben sie den ökonomischen Krieg schon verloren.

Die Golfstaaten haben klar signalisiert, sie liessen sich von den USA nichts vorschreiben. Was bedeutet das?

Die Golfstaaten wollen wohl signalisieren, dass sie nicht einverstanden sind. Erstens mit dem Kurs der Demokraten. Sie haben lange Tradition, den Saudis zu sagen, ihr müsst mit dem Iran auskommen, wir werden nicht ewig unterstützen. Das ist im Mittleren Osten nie gut angekommen. Zweitens ist es ein klares Signal, dass für Opec die Koalition mit Russland sehr wichtig ist.

Die drei grossen Player

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Opec kontrolliert ungefähr 30 Prozent der globalen Ölproduktion, wie Christof Rühl erklärt. Russland und seine Verbündeten, also Opec Plus, weitere über 10 Prozent. Der dritte grosse Produzent sind inzwischen die USA. Sie sind durch Fracking und Schieferöl zum Nettoexporteur geworden. Folglich gibt es im Ölmarkt drei Zentren:

  • Die USA und angrenzende Länder wie Kanada und Mexiko
  • Russland und angrenzende Länder wie Aserbaidschan und Kasachstan
  • Saudi-Arabien und angrenzende Länder wie Kuwait, Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate

«Es ist eine klare Ansage, dass die Allianz zwischen Zentrum Nummer zwei Russland und Zentrum Nummer eins Saudi-Arabien Bestand haben soll. Ganz egal, was da in der Ukraine passiert», so Rühl.

Welchen Einfluss hat diese Erdölpreiserhöhung?

Ich kann nur negative Folgen sehen. Nicht nur als globaler Konsument, sondern als globaler Mensch. Politisch: Unterstützung eines Angriffskriegs in der Ukraine, den kein Mensch braucht und bei dem keiner gewinnt. Ökonomisch: Ölpreise in einer Situation, in der die Nachfrage fällt und man vor der Frage steht, ob es eine globale Rezession gibt.

Ich kann nur negative Folgen sehen.
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Und sozial oder kommunikativ: Dieses auf die eine Seite schlagen von Saudi-Arabien in einer Situation, in der das gar nicht notwendig war. Das wird die politischen und potenziell militärischen Spannungen im Mittleren Osten mit Iran erhöhen.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 06.10.2022, 06:40 Uhr ; 

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