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Regierungserklärung in Ottawa Trudeau verspricht Aussöhnung mit Indigenen und mehr Klimaschutz

  • Premierminister Justin Trudeau hat seine Regierungserklärung gut zwei Monate nach seiner Wiederwahl verlesen lassen.
  • Darin versprach er einen verstärkten Kampf gegen die Klimakrise und eine Aussöhnung mit der indigenen Bevölkerung.
  • Die Regierungserklärung wurde traditionsgemäss von der indigenen Generalgouverneurin Mary Simon stellvertretend aus dem Thron der britischen Königin vorgetragen.

Die liberale Regierung erhob zudem die Bewältigung der Pandemie und eine bessere Versorgung von Kindern zu ihren Prioritäten der neuen Legislatur.

«Die nicht-indigene Bevölkerung versteht und akzeptiert die wahren Auswirkungen der Vergangenheit und den Schmerz, den Generationen von Indigenen erlitten haben. Gemeinsam gehen sie den Weg der Versöhnung», hiess es in der Rede.

Eine Archivaufnahme der Kamloops Residential School von 1937.
Legende: Eine Archivaufnahme der Kamloops Residential School von 1937. Keystone/Archiv

Funde Hunderter Leichen von Kindern der kanadischen Urbevölkerung in der Nähe früherer Internate hatten in den vergangenen Monaten ein Schlaglicht auf die Verbrechen gegen die Indigenen geworfen. Trudeau hatte sich entschuldigt und die Flaggen an öffentlichen Gebäuden über Monate auf halbmast wehen lassen.

Schulen zur Zerstörung der indigenen Identität

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Kinder mit Nonne im 18. Jahrhindert
Legende: Keystone/Archiv

«Das System dieser Schulen geht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Mit der Gründung des Staates Kanada wurde es zum dominierenden Schulsystem für indigene Kinder», sagt Gerd Braune, der als freier Journalist in Kanada lebt.

In diesen Schulen sollten die Kinder Lesen, Schreiben und Fertigkeiten für Haushalt, Landwirtschaft und Handwerk lernen. «Vor allen Dingen aber hatten diese Schulen das Ziel, die Kinder in den von europäischen Einwanderern geprägten Staat einzugliedern, sie zu assimilieren. Damit wurde ihre indigene Identität und Kultur zerstört.»

Sie seien ihren Eltern entrissen worden und hätten dadurch nicht nur ihre Identität verloren, sondern auch ihr Selbstwertgefühl, weil sie ihre Muttersprache nicht sprechen durften und ihre Bräuche nicht pflegen konnten. «Dazu kam körperliche Züchtigung und sexueller Missbrauch. Viele flüchteten aus diesen Schulen oder begingen Suizid.»

SRF 4 News aktuell, 24.11.2021, 04:00 Uhr ; 

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