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Religiöse Spannungen «Allah-Socken» in Supermärkten sorgen für Aufruhr in Malaysia

Eine Supermarktkette in Malaysia hat Socken mit der Aufschrift «Allah» verkauft. Der Chef der Kette und weitere Involvierte stehen vor Gericht.

Religion ist in Malaysia ein heikles Thema. Im Land gehören die meisten Menschen dem Islam an. Bereits die Verwendung des Wortes «Allah» durch Nichtmuslime ist dort sehr umstritten. Den Begriff auf Socken gedruckt zu sehen, gilt vielen als Provokation – gerade, wenn es während des islamischen Fastenmonats Ramadan passiert.

Die malaysische Supermarktkette KK Super Mart, die die Socken verkauft hat, hat sich entschuldigt. Der Verkauf sei keine Absicht gewesen. Die Socken wurden aus dem Sortiment genommen. KK Super Mart schob die Schuld dem Lieferanten zu. Dieser wiederum erwäge, das chinesische Unternehmen zu verklagen, von dem die Socken bezogen wurden.

Mehrere Anklagen trotz Abbitte

Trotz der Entschuldigung sind der Gründer des KK-Supermarkts und seine Frau angeklagt. Ihnen wird die «vorsätzliche Verletzung religiöser Gefühle» vorgeworfen. Mehrere Vertreter des malaysischen Lieferanten stehen wegen Beihilfe vor Gericht.

Verbotene Swatch-Uhren der Pride Collection

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Bereits letzten Sommer haben Swatch-Uhren die Gemüter im konservativen Malaysia erhitzt. Die Regierung hatte verboten, Uhren mit Regenbogendesign zu verkaufen. Diese seien schädlich für die Moral, so die Regierung. Denn sie stünden für die LGBTQ-Bewegung. Es kam gar zu Polizeirazzien in Geschäften.

Verboten waren nicht nur die Uhren an sich, sondern auch das Tragen derer oder das Verpackungsmaterial. Strafen reichen von Geldbussen bis zu drei Jahren Gefängnis. Homosexuelle Handlungen sind ebenfalls verboten.

Die verkauften Socken haben bei der muslimischen Mehrheit im Land für Proteste gesorgt. Eine Filiale wurde mit einem Molotow-Cocktail angegriffen. Nach den Brandanschlägen hat die malaysische Regierung vor einer Eskalation gewarnt. Sie hat die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, keine «Rassen-Polemik» zu schüren.

Die Regierung bezieht sich dabei auf die relativ grosse chinesische Minderheit. In der Vergangenheit kam es wiederholt zu Spannungen. «Die betroffene Supermarktkette im aktuellen Fall gehört ethnischen Chinesen. Der Lieferant hat ebenfalls einen chinesischen Namen. Die Regierung will verhindern, dass es zwischen den verschiedenen Gruppen wieder zu Spannungen kommt», erklärt Martin Aldrovandi. Er ist SRF-Südostasienkorrespondent.

Selbst König von Malaysia nimmt Stellung

Auch der König Sultan Ibrahim hat sich zum Vorfall geäussert. Das dürfe nie wieder vorkommen, und hätte nie vorkommen dürfen. Er habe dem Gründer der KK-Mart-Kette inzwischen eine Audienz gewährt. Laut Medienberichten hat er Firmen ermahnt, besser aufzupassen, welche Produkte sie verkaufen. Aber er soll auch jene ermahnt haben, die den Vorfall ausnutzen und die Bevölkerung aufhetzen. Das Ganze solle möglichst schnell beendet werden.

 Sultan Ibrahim Iskandar blickt in die Kamera.
Legende: Der Vorfall müsse strenge Konsequenzen nach sich ziehen, sagte Sultan Ibrahim Iskandar. Reuters/Hasnoor Hussain (31.01.2024)

Seit dem dritten Anschlag oder Anschlagsversuch auf einen KK Mart ist es zu keinem weiteren Vorfall mehr gekommen. Es bestehen jedoch weiter Boykottaufrufe. Aldrovandi vermutet: «Dieser Sockenskandal wird wahrscheinlich nicht der letzte solche Aufreger in Malaysia sein.»

SRF 4 News, 08.04.2024, 06:38 Uhr ; 

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