Saudi-Arabien: Begeisterung
Üblicherweise führt die erste Reise eines US-Präsidenten nach Kanada oder Grossbritannien. Trump wählte dafür Saudi-Arabien. Schon das ein Signal. Eines, das in Riad gern gesehen wird. Er kriegt dafür einen royalen Empfang. Ein US-Präsident, der nicht auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie beharrt. Ein US-Präsident, der die saudische Feindseligkeit gegenüber dem Iran ohne Wenn und Aber teilt. Einer, der keine Vorwürfe äussert, der saudische Wahabbismus habe dem islamistischen Terrorismus den Nährboden bereitet. Einen solchen Präsidenten bauchpinselt man gern und kauft ihm Waffen für über hundert Milliarden Dollar ab. Obschon man sich diese wegen der Ölpreiskrise eigentlich nicht leisten kann. Trump twittert: «Grossartig, in Riad zu sein.»
Israel: Erleichterung
Auch die Regierung in Jerusalem sieht den Iran als Feind. Schon mal eine Gemeinsamkeit, die es zuvor mit Barack Obama nicht gab. Ausserdem: Der neue Herr im Weissen Haus äussert kein kritisches Wort zur israelischen Siedlungspolitik. Und kein positives zur Zweistaatenlösung, die der israelische Premier Benjamin Netanyahu nicht will. Dafür eine Peinlichkeit: Er kehre gerade aus dem Nahen Osten zurück, sagt Trump beim israelischen Präsidenten. Als ob sich Israel nicht auch genau dort befände. Und eine weitere beim Eintrag ins Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem: «So amazing», schreibt ein begeisterter Trump. Angemessene Worte sind seine Sache nicht. Und per Tweet: «Danke für den unvergesslichen Besuch, Herr Premierminister».
Palästina: Ernüchterung
Nichts weniger als einen Frieden zwischen Israel und Palästina will Trump vermitteln. Was seinen Vorgängern seit Jahrzehnten nie gelang. Sein Besuch beim palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas machte dann aber deutlich: Trump hat keine Ahnung, wie sich ein solcher Frieden bewerkstelligen liesse. Keine Antwort auf die Kernfragen: Sicherheitsgarantien für Israel, Status von Jerusalem, Rückkehrrecht der Palästinenser.
Vatikan: Distanzierung
Die Bilder sprechen für sich: Warm wird es zwischen dem sonst so leutseligen Papst Franziskus und Donald Trump nicht. Der Amerikaner grinst in die Kameras, der Argentinier blickt betreten. Für Frieden in der Welt sprechen sich zwar beide aus. Doch von der Notwendigkeit, die Erderwärmung zu stoppen, vermag der Papst den Präsidenten nicht zu überzeugen. Trump twittert: «Die Ehre eines ganzen Menschenlebens, dem Heiligen Vater zu begegnen.
Brüssel/EU: Desinteresse
Gerade mal eine Stunde hat Donald Trump übrig für seine Begegnung mit der EU-Doppelspitze Donald Tusk und Jean-Claude Junker. Trump erzählt mehrfach, wie schwer man es ihm in EU-Ländern gemacht habe, Geschäfte anzubahnen. Und teilt aus gegen Deutschland: Dessen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA sei unakzeptabel. Dass er sogar von «bösen Deutschen» spricht, ist hingegen nur ein Gerücht. Der Eindruck aber bleibt: Substanzielles zu sagen, hat Trump der EU nicht.
Brüssel/Nato: Frustration
Alles ist vorbereitet, um von Trump ein Bekenntnis zur Bündnispflicht, zum Kernauftrag der Nato zu bekommen. Ein überfälliges Bekenntnis. Doch dazu schweigt er hartnäckig. Statt dessen eine Standpauke an die versammelten Staats- und Regierungschefs, weil die meisten Nato-Länder zu wenig an die Militärallianz zahlten. Bloss: Anders als die Uno basiert die Nato nicht auf Beiträgen. Bei den Zahlen geht es um Investitionen in die jeweils eigenen Streitkräfte, die aber, falls nötig, der Nato zur Verfügung gestellt werden. Und auch bei der Pflicht, einen bestimmten Prozentsatz, zu entrichten, bringt Trump einiges durcheinander. Unwissenheit schliesst aber Forschheit nicht aus, beweist Trump am neuen Nato-Sitz. Später twittert er: Sein Appell habe gefruchtet. «Das Geld läuft jetzt rein.» Wo genau?
Taormina/G7: Spaltung
Minimale Übereinstimmung bei den Themen Terrorismus und Russland-Sanktionen. Späte Annäherung in der Handelspolitik. Zumindest ein bisschen. Zerstrittenheit fast überall sonst: Hilfe für Afrika, Migration, Klima. Trump per Tweet: «Lauter wichtige Themen.» Und sagt später: «Grossartige Gespräche!» Doch die G7 sind seinetwegen in wichtigen Fragen gespalten. Das heisst: Der Westen insgesamt bringt weniger Gewicht auf die Waagschale, wenn das so bleibt. Das freut Moskau und Peking. Und ebenso Teheran, Damaskus, Pjöngjang und Autokraten in aller Welt.
«America first» – so lautete Trumps Kernbotschaft für seine grosse Tour. Bloss: Wer von andern was will, muss ihnen zuerst mal zuhören, muss selber auch etwas anbieten. Sonst kriegt er nichts, «America first» hin oder her. Und als Erkenntnis für Europa: sich warm anziehen, sich möglichst emanzipieren von den USA. Denn mit diesem unberechenbaren, unverlässlichen Präsidenten wird es schwierig bleiben. Das könnte eine wahrhaft «historische» Erkenntnis nach dem Besuch sein.