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Rund ein Jahr nach Nord Stream Finnland meldet Schäden an Gaspipeline und vermutet Sabotage

  • Nach der aufsehenerregenden Sabotage an den Nord-Stream-Gasleitungen vor rund einem Jahr könnte eine weitere Pipeline in der Ostsee durch Fremdeinwirkung beschädigt worden sein.
  • Finnland geht davon aus, dass Schäden an der Gaspipeline Balticconnector durch Einwirkung von aussen verursacht worden sind.
  • Sowohl Präsident Sauli Niinistö als auch Ministerpräsident Petteri Orpo vermieden es am Dienstag zwar, offen von Sabotage zu sprechen oder Russland zu verdächtigen.
  • Beide sprachen aber von «äusserer Aktivität», die dem Vorfall wahrscheinlich zugrunde liege.

Die betroffene Pipeline Balticconnector verläuft zwischen Finnland und Estland. Die Betreibergesellschaften hatten am frühen Sonntagmorgen einen plötzlichen Druckabfall in der Leitung bemerkt. Der Gastransport zwischen den beiden EU-Ländern wurde daraufhin unterbrochen. Seitdem ist die Leitung ausser Betrieb.

Gas-Leitungen
Legende: Symbolbild: eine Verdichtungsstation der Gaspipeline «Balticconnector». Keystone/AP/Mikko Stig/Lehtikuva

Das Gasleck wurde nach Gasgrid-Angaben mit der Isolierung des Teilabschnitts und dem Schliessen der Ventile gestoppt. Die Reparatur dürfte nun Monate dauern. Die Kriminalpolizei leitete Ermittlungen ein.

Nato steht im Austausch

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach mit dem finnischen Präsidenten über den Schaden, wie in Brüssel ein Nato-Beamter berichtete. Das nordatlantische Verteidigungsbündnis sei bereits dabei, die Sicherheit der kritischen Infrastruktur unter Wasser zu verstärken. Die Nato stehe in engem Kontakt mit Estland und Finnland. Unter anderem als Reaktion auf die Beschädigung stiegen die Preise am europäischen Erdgasmarkt kräftig an – liegen aber weiter unter dem Niveau, die sie im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine erreicht hatten. 

Die festgestellte Beschädigung könne nach einer vorläufigen Beurteilung weder durch die normale Nutzung der Pipeline noch durch Druckschwankungen entstanden sein, sagte Orpo auf einer Pressekonferenz in Helsinki. Es sei wahrscheinlich, dass das Leck auf äussere Einwirkungen zurückzuführen sei.

Mann Nahaufnahme
Legende: Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo informiert die Medien in Helsinki zu den Schäden an der Pipeline. Keystone/AP/Jussi Nukari/Lehtikuva

Zuvor hatte bereits Finnlands Präsident Sauli Niinistö die Beschädigung der Unterwasser-Infrastruktur mit Fremdeinwirkung in Verbindung gebracht. «Es ist wahrscheinlich, dass der Schaden sowohl an der Gasleitung als auch am Datenkabel durch äussere Aktivität verursacht wurde», schrieb er in einer Erklärung. Sein estnischer Amtskollege Alar Karis sprach von «sehr besorgniserregenden Informationen».

Gasversorgung nicht beeinträchtigt

Bei dem besagten Kabel handelt es sich um ein Kommunikationskabel, das Finnland und Estland verbindet. Nach Angaben der Regierung in Tallinn befindet sich dessen Beschädigung höchstwahrscheinlich in der estnischen Wirtschaftszone. Ob das Leck in der Gasleitung und der Kabelausfall miteinander in Verbindungen stehen, werde die Untersuchung zeigen, sagte der estnische Verteidigungsminister, Hanno Pevkur. Ereignet hätten sie sich geografisch an unterschiedlichen Orten. Zeitlich lägen sie aber recht nah beieinander.

In dem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Stoltenberg bekräftigte Niinistö, dass der Vorfall keinen Einfluss auf die Versorgungssicherheit seines Landes habe. Auch die estnische Regierung betonte, dass die Gasversorgung des nördlichsten der drei baltischen Staaten nicht beeinträchtigt sei. Mehrere Nato-Verbündete sprachen Finnland und Estland Unterstützung aus. Litauen teilte mit, die Überwachung seiner strategischen Infrastruktur zu verstärken.

SRF 4 News, 10.10.2023, 17:00 Uhr ; 

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