Vom Favoriten der Präsidentschaftswahl 2017 zum politischen Paria und Verurteilten – François Fillon ist tief gefallen. Die vorsitzende Richterin des Finanzstrafgerichts, Nathalie Gavarino, folgte heute vollumfänglich den Strafanträgen der Anklage und auferlegte dem Ehepaar darüber hinaus je eine Busse von 375'000 Euro. Ausserdem müssen die Fillons gut eine Million Euro an die französische Nationalversammlung zurückzahlen.
Das Gericht entschied ausserdem, dass die beiden nicht in ein politisches Amt gewählt werden können, François Fillon für zehn Jahre, seine Frau Penelope für drei Jahre.
Keine Gegenleistung für hohen Lohn
Als Abgeordneter der Nationalversammlung und Regierungschef unter Nicolas Sarkozy hatte François Fillon jahrelang seine Frau als parlamentarische Assistentin und zeitweise auch seine Kinder beschäftigt und aus der Parlamentskasse bezahlt.
Die Vergütung habe jedoch in keinem Verhältnis zu ihren Aktivitäten gestanden, sagte die Richterin, es fänden sich keine Beweise dafür, dass Penelope Fillon mehr getan habe, als Post zu übermitteln – für 5500 Euro im Monat. «François Fillon hat ein System zur Veruntreuung öffentlicher Gelder geschaffen», so das Gericht. Es gebe keine Zweifel an der persönlichen Bereicherung des Ehepaars.
Berufung angekündigt
Die Verteidiger von François und Penelope Fillon kündigten an, umgehend Berufung gegen das Urteil einzulegen. Seit Beginn der Ermittlungen sind sie überzeugt, Fillon sei Opfer einer parteiischen Justiz. Ein Verdacht, der von der pensionierten Staatsanwältin Eliane Houlette genährt wurde. Sie sei von ihren Vorgesetzten zu einer schnellen Anklageerhebung aufgefordert worden, sagte sie vor zwei Wochen vor einer Parlamentarischen Untersuchungskommission zur Unabhängigkeit der Justiz aus. Die Verteidiger verlangten heute vergeblich, den Prozess neu aufzurollen.
Da das Gericht keine vorläufige Festnahme angeordnet hat, bleibt François Fillon bis zum voraussichtlichen Berufungsprozess auf freiem Fuss.