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Schiffscontainer am Strand Die Stunde der Treibgutjäger

Auf niederländischen Nordsee-Inseln wird Treibgut von Dutzenden Containern angeschwemmt. «Strandjutter» wittern Beute.

Mit sorgenvoller Miene blicken Umweltschützer derzeit an die Nordsee: Während eines Sturms hat ein Frachtschiff 270 Container verloren. Seit gestern wird auf niederländischen Nordsee-Inseln Treibgut angespült – auch Container mit gefährlichen Stoffen sind darunter.

Die «MSC Zoe» war in Antwerpen mit dem Ziel Bremerhaven gestartet.
Legende: Die «MSC Zoe» war in Antwerpen mit dem Ziel Bremerhaven gestartet. SRF

Derzeit patrouillieren Sicherheitsleute auf Ameland, einer der niederländischen Watteninseln. Sie sollen sicherstellen, dass sich niemand an der giftigen Fracht zu schaffen macht. Die Sorge ist berechtigt: Wie Bilder auf den sozialen Medien belegen, ist ein regelrechter Run auf das Treibgut ausgebrochen, das fortwährend angeschwemmt wird.

Gefährliche Fracht

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Die niederländische Küstenwache geht von mindestens drei Containern mit einem gefährlichen Stoff aus. Besondere Wachsamkeit herrscht an der ostfriesischen Küste, für die Insel Borkum wurde am Mittwochabend eine Warnmeldung abgesetzt.

Es sei möglich, dass Container oder freigesetzte Gefahrstoffe an Land gelangten, hiess es in einer über das Warn- und Informationssystem Katwarn verbreiteten Meldung. «Keinesfalls offene Container oder freigesetzte Stoffe berühren», warnte der Landkreis Leer.

Eigentlich steht das Treibgut dem «Strandvogt» zu, also dem Bürgermeister der jeweiligen Insel. Er sei verpflichtet, den rechtmässigen Eigner auszumachen und dem Finder einen angemessenen Finderlohn zu geben, berichtet SRF-Korrespondentin Elsbeth Gugger in Amsterdam.

Dieses Prozedere sei allerdings «graue Theorie». Gugger hat auf ihren Reisen viele der sogenannten «Strandjutter» getroffen, und liefert Einblicke in eine ganz eigene Welt.

Elsbeth Gugger

Niederlande-Korrespondentin, SRF

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Die Journalistin arbeitet seit 1992 als Korrespondentin aus den Niederlanden für SRF und «NZZ am Sonntag». Vorher war sie bei der Schweizerischen Depeschenagentur tätig.

Mehr als die halbe Bevölkerung der fünf niederländischen Watteninseln gehöre zur Gattung Strandgutsammler. Diese haben ganz eigene Wege entwickelt, um das Treibgut am Strandvogt vorbei zu schleusen: «Ein echter Strandjutter legt seine Beute in Dünen und holt sie nachts, wenn ihn niemand sieht, zu sich nachhause», sagt Gugger.

Am Finderlohn seien die wenigsten interessiert. Sichtbar werde das bereits bei einem Blick in die Wohnzimmer vieler Inselbewohner: «Es gibt Menschen, die haben ihr halbes Haus mit Strandgut gefüllt.» Auch das Juttermuseum zeigt anschaulich, was so alles angespült wird: Von Kleidern über Medikamente und Münzen findet sich dort auch ein ganzes Arsenal an Flaschenpost.

Immerhin: Mit ihren Sammelaktionen tun die Strandjutter auch etwas für die Umwelt. Die Bürgermeister der Inseln seien heilfroh über die Aufräumarbeiten der Strandgutsammler: «Sie haben die Bevölkerung nun sogar dazu aufgerufen, zu helfen.» Denn neben der giftigen Fracht belasten auch die Unmengen an Verpackungsmaterial die Umwelt. So droht sich Plastik und Styropor aus den Containern in den Dünen festzusetzen.

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