Nicht nur in der arabischen Welt ist die Empörung über den israelischen Angriff auf Hamas-Funktionäre in Katar gross. Kritik kommt auch aus europäischen Staaten, den USA oder der Schweiz. Jordanien nennt den Angriff eine «feige Aggression», Ägypten «inakzeptabel», die Türkei «niederträchtig», und Saudi-Arabien warnt vor schwerwiegenden Folgen.
Geteilte Reaktionen in Israel
In Israel ist auf der einen Seite das Entsetzen bei den Angehörigen der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gross. Deren Familien haben seit Monaten ihre ganzen Hoffnungen auf die Verhandlungen in Doha gesetzt. Hoffnungen auf eine Waffenruhe mit einem Geisel-Abkommen. Die israelische Regierung habe damit gerade ihren Sohn umgebracht, äusserte sich am Dienstag die Mutter einer der Geiseln.
Auf der anderen Seite gibt es in Israel aber auch Zustimmung. Schliesslich hat Premier Benjamin Netanjahu die komplette Zerstörung der Hamas als Kriegsziel klar formuliert. Erst vor ein paar Tagen wiederholte er, man werde die Hamas-Führung oder was davon noch übriggeblieben sei, überall auf der Welt jagen. Das zustimmende Lager fragt sich also eher, ob der Angriff auf die Hamas-Führer in Doha ein Erfolg oder ein Misserfolg war.
Mit dieser Aktion sendet Israel verschiedene Signale aus, erklärt SRF-Auslandsredaktorin Susanne Brunner. Das Land habe sich zwar immer wieder auf Verhandlungsrunden mit der Hamas eingelassen, wenn auch nur indirekt. Dieser Angriff zeige nun aber, dass die israelische Regierung von Verhandlungen – oder wie sie sagt – von Verhandlungen mit Terroristen nichts halte.
Weitere Verhandlungen ungewiss
Der Angriff zeigt erneut, dass sich die israelische Regierung um internationales Recht foutiert. Sie sendet damit auch ein Zeichen an die Staaten Ägypten und Jordanien in der Region, die mit Israel ein Friedensabkommen haben. Diese beiden Staaten würden sich wohl hüten, je Gastgeber von solchen Verhandlungen zu sein, schätzt Brunner. Denn sie müssten davon ausgehen, dass Israel auch in Kairo oder Amman solche Angriffe durchführen würde wie in Doha.
«Für die Verhandlungen heisst das wohl, dass sie zumindest für eine Weile vom Tisch sind. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich Katar für weitere Verhandlungen zur Verfügung stellen wird», sagt Brunner.