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Schulstreik als Markenzeichen «‹Fridays for Future› muss gelebte Werte widerspiegeln»

Mit «Fridays for Future» hat die Schwedin Greta Thunberg vor gut einem Jahr eine Jugendbewegung ins Leben gerufen, die sich weltweit für den Klimaschutz engagiert. Jetzt hat Thunberg eine Stiftung ins Leben gerufen und will ihren Namen und den ihrer Bewegung «Fridays for Future» als Marke schützen lassen.

Beides werde ständig und ohne Zustimmung für kommerzielle Zwecke genutzt, schrieb die 17-Jährige auf Instagram (siehe unten). «Deshalb habe ich beantragt, meinen Namen, Fridays For Future, Skolstrejk för klimatet usw. als Marken registrieren zu lassen.»

Der Schweizer Werber Frank Bodin ist überrascht, glaubt aber an das Potenzial einer Marke wie dieser, die vor allem Junge anspricht.

Frank Bodin

Werber

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Frank Bodin, Werber des Jahres 2009 und aktuell Präsident des Art Directors Clubs Schweiz, war bis 2018 CEO der Werbeagentur Havas Worldwide in Zürich.

SRF News: Mit einer Marke, die geschützt ist, kann man Geschäfte machen. Ist das Schützen von «Fridays for Future» ein Schritt in diese Richtung?

Frank Bodin: Es ist ein überraschender Schritt. Natürlich stellt sich immer die Frage, vor oder gegen was man sich damit schützen will. Möchte man die Marke dann auch vermarkten? Soll es T-Shirts daraus geben? Oder müssen künftig Demonstranten anfragen, ob sie am Freitag demonstrieren dürfen?

Welches Potenzial hat diese Marke Ihrer Meinung nach?

Diese Marke ist bereits in aller Munde. Der Begriff hat bereits eine sehr grosse mediale Aufmerksamkeit erhalten. Und ein gewisser Bekanntheitsgrad ist immer eine gute Voraussetzung. Ferner steht sie für ein Klimaanliegen, für Nachhaltigkeit. Da gibt es schon ein grosses Vermarktungspotenzial.

Greta Thunberg möchte laut den Recherchen der «Zeit» unter anderem Mützen mit der Aufschrift «Fridays for Future» herstellen. Wie wichtig ist es bei einer solchen Marke, dass sie sich mit Thunbergs Standards deckt?

Das ist unabdingbar. Eine Folge der Digitalisierung ist die enorme Transparenz. Das führt auch dazu, dass eine Schülerin mit ihren Protesten plötzlich weltweit Aufmerksamkeit erhält. Der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen, und zwar dann, wenn hier Fehler gemacht werden.

Die Marke steht für eine Bewegung, nicht für eine Institution.

Heutzutage ist eine Marke nicht mehr eine künstliche Sache, bei der man sich irgendwelchen Visionen hingibt, ohne diese zu erfüllen. Eine Marke muss gelebte Werte widerspiegeln. Wenn derartige Produkte hergestellt werden, müssen sie zu 100 Prozent nachhaltig sein.

«Fridays for Future» ist vor allem bei den Jungen bekannt. Hat die Marke das Potenzial, stärker in Umweltanliegen zu werden als Greenpeace oder WWF, die etabliert sind und vor allem von Älteren unterstützt werden?

Die Marke steht in Konkurrenz zu bereits etablierten Marken, die sich in diesem Umfeld stark gemacht haben. Konkurrenz belebt, das wissen wir alle. Es ist noch eine junge Marke, und ich denke, dass sich sehr viele damit identifizieren können, weil es eine Marke ist, die für eine Bewegung steht, nicht für eine Institution. Das macht sie in meinen Augen sehr interessant.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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