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Schweizer Botschafter zurück in Kiew
Aus Echo der Zeit vom 24.05.2022. Bild: Keystone
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Schweizer Botschafter in Kiew Warum sind Sie wieder zurück in Kiew, Herr Wild?

Die Schweizer Botschaft in Kiew ist seit letztem Samstag wieder in Betrieb. Kurz nach Kriegsausbruch musste sie schliessen, die Lage war zu unsicher. Der Botschafter und sein Team mussten ihre Arbeit von Moldawien, Rumänien und Bern aus weiterführen, so gut es ging. Nun ist der Schweizer Botschafter Claude Wild wieder in Kiew zurück. Er berichtet über die aktuelle Situation und künftige Aufgaben.

Claude Wild

Claude Wild

Botschafter der Schweiz in der Ukraine

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Claude Wild ist seit 2019 der Botschafter der Schweiz in der Ukraine. Davor war er vier Jahre Schweizer Botschafter bei der OSZE.

SRF News: Was haben Sie in Kiew angetroffen?

Claude Wild: Es war ein komisches Gefühl. Denn es herrscht eine quasi normale Atmosphäre in einem Land, das voll im Krieg steckt.

Kurz nach Kriegsausbruch haben Sie die Botschaft verlassen. Sie mussten Dateien zerstören, Pässe und Schengen-Visa schreddern. Müssen Sie vieles wieder neu aufbauen?

Ja. Unsere Server müssen repariert werden. Deshalb arbeiten wir im Moment im WLAN. Aber diese Phase ist ein bisschen eine Interimsphase. Denn es hängt alles vom Kriegsverlauf ab.

Dokumente werden geschreddert.
Legende: Wer eine Botschaft während eines Krieges verlässt, lässt nichts zurück, was Unbefugten in die Hände fallen könnte. imago images

Sind Sie also jederzeit bereit, das Land auch wieder zu verlassen?

Das sind alle Botschaften, die hier wieder aufgemacht haben. Wir sind mit kleinen Teams hier, auch mit Sondersicherheit. Wir sind bereit für alle Fälle.

Warum ist es wichtig, vor Ort zu sein?

In der Diplomatie sind Videotelefonie oder Telefone kein geeignetes Instrument. Es geht darum, gewisse Informationen abzuholen und um den Austausch. Wenn man die Beziehungen wirklich pflegt, dann ist der menschliche Kontakt das Optimum in unserem Beruf.

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Aus dem Archiv: Claude Wild über seine Evakuierung aus Kiew
aus Echo der Zeit vom 03.03.2022. Bild: Keystone
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Welche Aufgabe verfolgt die Schweiz nun in der Ukraine?

Wir haben immer noch unsere Beziehungen mit der Ukraine. Sie müssen aber an die Ukraine im Krieg angepasst sein. Es herrscht zwar Krieg in der Ukraine, aber die ganze europäische Sicherheit wurde zerstört. Und da sind wir mitbetroffen. Es gibt viele konkrete operationelle Fragen. Was machen unsere humanitären Programme? Wo kann man wie helfen? Welche lokalen Bedürfnisse gibt es? Welche Kapazitäten und Sicherheit hat die Schweiz, um dort Hilfe zu leisten, wo sie gebraucht wird?

Die ganze europäische Sicherheit wurde zerstört.
Autor:

Es gibt auch Wirtschaftsfragen und -angelegenheiten. Viele Investoren haben Millionen verloren. Wie geht es weiter mit diesen Dossiers? Wie sieht die Flüchtlingsbetreuung in der Schweiz aus? Wie regelt man das zwischen den Staaten Schweiz und Ukraine? Das sind nur einige der Dossiers, die wir haben.

Sie kümmern sich also um humanitäre Aufgaben und um Wirtschaftsfragen. Können Sie mir das konkreter beschreiben? Welche Aufgaben nehmen Sie wahr?

In Lwiw gab es zum Beispiel Raketenangriffe. Die Wasserversorgung wurde zum Teil zerstört. Denn die elektrischen Motoren, die die Wasserpumpen betrieben, wurden zerstört. Der Hersteller dieser Motoren ist in der Schweiz. Es ist nicht so einfach, schnelle Alternativen zu finden.

Um richtig und schnell handeln zu können, muss man vor Ort sein.
Autor:

Wie genau können wir der Stadt Lwiw mit der lebenswichtigen Wasserversorgung helfen? Wie bekommen wir schnell eine Alternative für die Motoren? Wer bezahlt sie, wann und wie? Wer liefert sie? Wohin werden sie geliefert? Um in all diesen Fragen richtig und schnell handeln zu können, muss man vor Ort sein. Wir haben zwei Stellen der Aussenpolitik der Schweiz hier. Wir haben die Botschaft in Kiew und wir haben das humanitäre Büro in Lwiw.

Die Ukraine ist mit einer enormen Zerstörung durch den Krieg konfrontiert. Der Wiederaufbau wird aufwendig und teuer. Welche Rolle wird die Schweiz dabei spielen?

Wir waren seit längerem Partner für die Transition der Ukraine. Diese Reformprogramme werden weitergeführt, aber an die Wiederaufbaulogik angepasst. Wir werden im Juli auch eine Konferenz in Lugano haben. Diese widmet sich dem Wiederaufbau der Ukraine. Am Abend wird Bundespräsident Ignazio Cassis am WEF in Davos zusammen mit dem ukrainischen Premierminister und Aussenminister darüber berichten.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Echo der Zeit, 24.05.2022, 18 Uhr;

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