Verheerender Monsun: Pakistan erlebte dieses Jahr seit Mitte Juni aussergewöhnlich heftige Monsunregen. Zuvor war das Land von einer frühen Hitzewelle heimgesucht worden. Von der Überschwemmung sind 33 Millionen Menschen immer noch betroffen. 1481 Personen kamen laut der nationalen Katastrophenbehörde ums Leben, 1.7 Millionen Häuser wurden beschädigt oder weggespült.
Politische Situation: Seit Jahren gilt Pakistan politisch als instabil. Im April wurde der amtierende Premierminister Imran Khan vom Parlament entmachtet. Seither regieren wieder die Clans. Doch die grösste Macht in Pakistan sei die Armee, zusammen mit dem Geheimdienst, hält Peter Hornung, ARD-Korrespondent in Pakistan, fest.
Macht der Armee: Um die Macht, die das Militär in Pakistan innehat, zu verdeutlichen, zitiert der Korrespondent einen Spruch: «Andere Länder besitzen eine Armee. In Pakistan besitzt die Armee ein Land.» Er halte dies für zutreffend. Seit 1947 hatte das Land 23 Premierminister, aber nur 14 Armeechefs.
Wirtschaftliche Situation: Pakistan konnte den Bankrott der Staatsfinanzen dank einer Geldspritze des Internationalen Währungsfonds (IWF) abwenden. Wie sich die Flutkatastrophe wirtschaftlich auswirkt, kann noch nicht quantifiziert werden. Nach wie vor hat Pakistan hohe Auslandsschulden von bis zu 130 Milliarden Dollar. Hornung sagt: «Zurzeit erleben wir den Wegfall der Lebensgrundlage weiter Teile der Bevölkerung eines grossen Bereiches des Landes.»
Zerstörte Ernten: Die Flut hat die Ernten zerstört, die Felder sind unter Wasser und die Vorräte sind zerstört worden. Das bedeute, so Korrespondent Hornung, dass sich weite Teile der Bevölkerung nicht mehr selbst ernähren könnten, und zwar auf absehbare Zeit. «Mangelernährung gibt es in dieser Region schon lange, und das wird noch zunehmen.» Die akute Lebensmittelhilfe komme nicht überall an, das sei eine riesige logistische Herausforderung.
Wo sind die Flutopfer: Gemäss dem Korrespondenten gibt es Opfer der Flut, die in Lagern leben. Doch die meisten hielten sich einfach am Strassenrand oder in der Nähe ihrer früheren Dörfer auf. Deshalb seien sie schwer zu erreichen. «Es ist schwierig, diese Menschen über längere Zeit mit Lebensmitteln zu versorgen.»
Warnungen der WHO: Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Adhanom Ghebreyesus, warnt vor Seuchen und Krankheiten, die sich aufgrund der prekären hygienischen Situation und dem verschmutzten Trinkwasser ausbreiten könnten.