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Wie hat die Pandemie die Machtverhältnisse verändert?
Aus SRF News vom 09.07.2020.
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Sechs Monate Corona-Pandemie Führungslos in der Krise

Der Welt fehlt nicht nur ein globales Krisenmanagement, sondern auch eine Ordnungsmacht für die Zeit nach Corona.

Die Corona-Krise ist einzigartig, weil sie Folgen hat für so gut wie alle Menschen und Lebensbereiche. Sie ist in ihrer Wirkung universeller als ein Weltkrieg oder eine Weltfinanzkrise und stellt alle Staaten vor ähnliche Herausforderungen.

Folgerichtig wird die Corona-Krise die Welt nicht völlig auf den Kopf stellen, sondern eher bestehende Trends verstärken und Defizite deutlicher vor Augen führen.

Kein globales Krisenmanagement

Zum Beispiel das Führungsdefizit auf internationaler Ebene. Der amerikanische Präsident Donald Trump will die einstige Rolle der USA als globale Ordnungsmacht nicht mehr wahrnehmen. Die Uno kann diese Rolle nicht übernehmen, weil Spannungen zwischen den grossen Machtblöcken – USA, China, Europa, Russland – ihre Handlungsfähigkeit lähmen. Der Uno-Sicherheitsrat, einst als Keimzelle einer Weltregierung gegründet, hat sich bislang kaum mit den Folgen der Corona-Krise beschäftigt.

China freilich nutzt die Krise, um den eigenen Führungsanspruch weiter auszubauen, den Aufstieg zur mächtigsten Nation des 21. Jahrhunderts zu beschleunigen. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, zumal China die Hauptverantwortung trägt für den Ausbruch der Corona-Pandemie. Doch der chinesische Staatschef Xi Jinping weiss sich die Schwäche der anderen Grossmächte zunutze zu machen.

Zum Beispiel in der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die USA, einst einflussreichster Mitgliedstaat, ziehen sich aus der Organisation zurück und wollen sie im Juli 2021 ganz verlassen haben. Die Folge ist nicht nur ein grosses Loch in den Kassen der WHO, sondern auch ein nie dagewesenes Machtvakuum.

Krise für China auch ein Risiko

Mit einer geschickten Charme- und vor allem Geldoffensive baut Xi Jinping seinen Einfluss in der WHO weiter aus, präsentiert sich vor allem gegenüber ärmeren Mitgliedsstaaten aus Asien und Afrika als Wohltäter.

Doch die Krise ist für China nicht nur Chance, sondern auch Risiko. Denn wie allen anderen Exportnationen droht dem Land nicht bloss eine vorübergehende Wirtschaftskrise mit weltweit einbrechenden Absatzmärkten.

Verwundbarkeit der globalisierten Wirtschaft

Die Corona-Krise hat vielmehr ganz grundsätzlich die Verwundbarkeit einer globalisierten Wirtschaft vor Augen geführt. Viele Menschen fragen sich, ob es gut ist, wenn ein paar wenige Länder ein bestimmtes Produkt – zum Beispiel Gesichtsmasken – für die ganze übrige Welt herstellen.

Die Fürsprecher der Globalisierung werden sich daher künftig noch mehr rechtfertigen müssen, der Ruf nach neuen Einschränkungen des globalen Wirtschaftsverkehrs wird lauter werden. Und just auch dafür wäre eine globale Ordnungsmacht hilfreich: um die Globalisierung in neue, geordnete Bahnen zu lenken.

Sebastian Ramspeck

Sebastian Ramspeck

Internationaler Korrespondent

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Sebastian Ramspeck ist internationaler Korrespondent für SRF. Zuvor war er Korrespondent in Brüssel und arbeitete als Wirtschaftsreporter für das Nachrichtenmagazin «10vor10». Ramspeck studierte Internationale Beziehungen am Graduate Institute in Genf.

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