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Simbabwe am Scheideweg Drei Herausforderungen und ein Hoffnungsschimmer

Vieles muss sich ändern, damit Simbabwe sich entwickeln kann – die Gesellschaft scheint für einen Wandel bereit zu sein.

Nach jahrzehntelangem Stillstand seht Simbabwe am Scheideweg. Am Montag wählt das Land einen neuen Präsidenten. Simbabwe ist abgewirtschaftet, es herrscht eine extrem hohe Arbeitslosigkeit und politisch ist das Land instabil.

Simbabwe: Erste Wahlen ohne Mugabe

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Menschen mit Plakaten.
Legende: Reuters

In Simbabwe finden am 30. Juli 2018 historische Wahlen statt. Zum ersten Mal seit 1980 hat Robert Mugabe nicht mehr das Sagen. Bis 1987 war er Ministerpräsident, danach amtierte Mugabe 30 Jahre als Präsident. Zudem sind zum ersten Mal seit 2002 Wahlbeobachter aus den USA und Europa eingeladen worden.

Reelle Chancen auf das Präsidentenamt haben unter den 55 kandidierenden Parteien nur zwei: Die Regierungspartei Zanu PF unter dem vom Militär eingesetzten Präsidenten Emmerson Mnangagwa sowie die grösste Oppositionspartei, die Bewegung für demokratische Veränderung MDC. Sie wird vom 40-jährigen Anwalt Nelson Chamisa geführt. Es ist ein Rennen zwischen Alt und Jung, zwischen Tradition und Moderne.

Ob einer der beiden Anwärter am 30. Juli die absolute Mehrheit gewinnen wird, ist laut Afrobarometer, einem unabhängigen wissenschaftlichen Institut, allerdings höchst unklar.

Landwirtschaft: von der Kornkammer zum Brachland

Mann auf einem Felb mit Tabakpflanzen.
Legende: Arbeiter ernten Tabak auf einer Farm östlich der Hauptstadt Harare. Reuters

Simbabwe galt als Kornkammer Afrikas: Die Landwirtschaft war das wirtschaftliche Rückgrat des Landes. Doch nachdem Mugabe die meisten der weissen Grossgrundbesitzer enteignet und deren Land unter Kriegsveteranen und anderen Günstlingen verschenkt hatte, lag immer mehr des fruchtbaren Bodens brach.

Seit der Absetzung von Präsident Robert Mugabe 2017 kehrten die ersten weissen Bauern zurück und ein Regierungsprogramm zur Unterstützung schwarzer Kleinbauern beginnt langsam zu greifen.

Doch braucht es enorme Investitionen sowie Ausbildung, um die Landwirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Das Potential für Export ist gross, vor allem von Tabak, das einst zu den wichtigsten Exportgütern gehörte. Auch wenn die westliche Welt immer weniger raucht, so passiert das in China nach wie vor und die Nachfrage ist entsprechend gigantisch.

Wirtschaft: viel Potential, aber kein Geld und keine Arbeit

Autoschlange. Ein Mann putzt. Ein Mann lehnt sich an.
Legende: Nur wenige Menschen in Simbabwe sind angestellt – die meisten schlagen sich mit kleineren Arbeiten durchs Leben. Reuters

Eine grosse Mehrheit der Simbabwer ist arbeitslos. Die offizielle Arbeitslosenquote beträgt 95 Prozent. Die restlichen fünf Prozent arbeiten hauptsächlich als Beamte in Ministerien, als Polizisten oder in der Armee. Eine solch hohe Arbeitslosigkeit sorgt für grosse soziale Instabilität und Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Die Arbeitsbeschaffung steht deshalb bei allen Parteien zuoberst auf der Prioritätenliste.

Dabei gäbe es genug Arbeitsmöglichkeiten. Simbabwe ist reich an Gold, Diamanten und Platin. Doch abgesehen von den Chinesen investiert dort niemand in die Minen, seit sie per Gesetz zu 51 Prozent den Einheimischen gehören müssen. So überleben die meisten Menschen, in dem sie Auto waschen, illegal in schmalen Schächten Gold abbauen, ein wenig Mais auf einem Minifeld anpflanzen oder von einem Verwandten im Ausland unterstützt werden.

Politik: überall Korruption, nirgendwo Demokratie

Männer schauen am Boden liegende Zeitungen an.
Legende: Einen Tag nach Mugabes Rücktritt: Simbabwer sehen sich die Titelseiten von Zeitungen an. (22. November 2017) Reuters

Korruption und mangelnde Demokratie sind auf dem afrikanischen Kontinent nicht nur in Simbabwe ein Problem. Doch hier hatten sie unter Mugabe 37 Jahre Zeit, nicht nur tiefe, sondern ebenso sehr weitreichende Wurzeln zu schlagen. Wer in Simbabwe was will, bezahlt. Das gehört zum Alltag wie der Maisbrei.

Wer mehr will als keine Busse für ein nicht begangenes Verkehrsdelikt bezahlen zu müssen – wer beispielsweise Land, Minenrechte oder ein Amt will – der zahlt nicht nur, der muss auch entsprechend vernetzt sein. Das gilt für alle Parteien und fördert das demokratische Denken nicht unbedingt.

Die Demokratie ist den Menschen zudem während all der vorangegangenen Wahlen mit Gewalt ausgetrieben worden. Seit Mugabes Abgang gibt es zumindest wieder eine freie Presse, doch wie frei sie wirklich ist, wird sich erst zeigen, wenn ein neuer Präsident das Zepter übernommen hat.

Der Hoffnungsschimmer: die Gesellschaft

Schulkinder vor der Kamera.
Legende: Viele Kinder im afrikanischen Binnenstaat können die Schule besuchen, entsprechend ist die Alphabetisierungsrate hoch. Reuters

Trotz der ganzen Misere gibt es nirgendwo in Afrika einen so hohen Prozentsatz der Bevölkerung, der lesen und schreiben kann. Je nach Quellen sind es 80 bis 90 Prozent.

Zudem sind die Menschen angesichts der Brutalität und Gewalttätigkeiten der letzten Jahre ausgesprochen friedlich. Auch bei offensichtlich gefälschten Wahlresultaten stiegen sie nur bedingt auf die Barrikaden, eine Revolution hat es hier all die Jahre nicht gegeben. Statt zu kämpfen, sind viele emigriert.

Allein in Südafrika leben über eine Million Simbabwer, viele von ihnen illegal. Etliche der Emigranten sind gut ausgebildet, viele Ärzte und Krankenschwestern arbeiten heute in England oder in Dubai, wo es sicher ist und sie besser verdienen. Doch die meisten kämen sofort zurück – wenn sich denn die Lage in diesem so lange unterjochten Land endlich stabilisieren würde.

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