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Souveränität der Golanhöhen «Für Netanjahu ist es ein traumhaftes Szenarium»

Die Golanhöhen im Grenzgebiet zu Syrien sind seit 1967 von Israel besetzt. Das Gebiet gilt als strategisch wichtig. Israel möchte schon lange, dass das Gebiet als zu Israel gehörig anerkannt wird. Es sei Zeit, die Souveränität Israels über die Golanhöhen anzuerkennen, schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter. In Kürze wird er vom israelischen Premier Benjamin Netanyahu besucht. Das Timing des Tweets dürfte kein Zufall sein, sagt NZZ-Korrespondent Ulrich Schmid.

Ulrich Schmid

Nahost-Korrespondent der NZZ

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Seit 2015 berichtet Ulrich Schmid für die «Neue Zürcher Zeitung» und zuweilen auch für SRF aus Jerusalem. Zuvor war Schmid Korrespondent für die NZZ in Moskau, Washington, Peking, Prag und Berlin.

SRF News: Ist es Zufall, dass Trump ausgerechnet jetzt diesen Tweet verbreitet?

Ulrich Schmid: Am 19. April wird in Israel gewählt. Ein besseres Geschenk hätte er sich nicht wünschen können. Die Amerikaner bzw. Donald Trump tun alles, um Netanjahu Wahlkampfhilfe zu leisten. Soeben war Aussenminister Mike Pompeo in Israel. Netanjahu reist nächste Woche in die USA. Dort trifft er Trump zweimal.

Der Golan ist eines dieser besetzten Gebiete, das Israel behalten will, genauso wie Ost-Jerusalem.

Zur gleichen Zeit fliegt auch sein grosser Rivale Beni Ganz in die USA. Er wird vom Präsidenten nicht empfangen. Die Israeli lieben Präsident Trump, weil er ihnen Jerusalem zur Hauptstadt gemacht und die Botschaft verlegt hat. Für Netanjahu ist das ein traumhaftes Szenarium.

Karte zu den Golanhöhen
Legende: Die Golanhöhen im Grenzgebiet zu Syrien sind seit 1967 von Israel besetzt. SRF

Warum ist der Golan wichtig für Israel?

Der Golan hatte aus militärstrategischer Sicht mal eine gewisse Bedeutung. Aber inzwischen geht es eher um die Symbolik. Der Golan ist eines dieser besetzten Gebiete, das man behalten will, genauso wie Ost-Jerusalem. Man ist entzückt darüber, dass die USA wahrscheinlich die israelische Souveränität über den Golan anerkennen wird. Das wäre eine ungeheure Genugtuung für die Rechten und würde ihnen gewaltigen Auftrieb geben.

Völkerrechtlich gehören die Golan-Höhen zu Syrien. Was sagt das Regime in Damaskus dazu?

Die Syrer werden mit Sicherheit scharf dagegen protestieren. Sie werden auch versuchen, auf internationaler Ebene dagegen vorzugehen, und diesbezüglich auch relativ grosse Unterstützung bekommen. Aber Trump scheint nicht geneigt, solche Schritte rückgängig zu machen. Deshalb wird man eine weitere Erodierung der Bedeutung von internationalen und multinationalen Organisationen wie der UNO erleben. Doch letztlich werden sie das schlucken müssen.

Das Gespräch führte Barbara Büttner.

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