Weltweit ist es im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu 1.4 Millionen ungewollten Schwangerschaften gekommen. Nach Schätzungen der UNO haben wegen der Pandemie rund zwölf Millionen Frauen Schwierigkeiten beim Zugang zu Verhütungsmitteln.
Vor allem für Frauen in ärmeren Ländern habe dies schwerwiegende Folgen, schreibt der UNO-Bevölkerungsfonds (UNFPA) in einem Bericht. Nach deren Berechnungen hat die Pandemie in 115 Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen die Versorgung der Bevölkerung mit Mitteln für die Familienplanung beeinträchtigt oder verunmöglicht.
Gründe dafür seien etwa Reisebeschränkungen und Lockdowns, der Unterbruch von Lieferketten, der Mangel an Arzneimitteln sowie die Überlastung von Gesundheitseinrichtungen. Gerade für das Leben von Frauen in ärmeren Ländern habe dies schwerwiegende und «lebensverändernde» Folgen, schreibt die UNFPA.
Auswirkungen der Pandemie auf Familienplanung
Für den Bericht hat der UNO-Bevölkerungsfonds (UNFPA) die Daten von verschiedenen Studien und Umfragen hochgerechnet:
- In einer Umfrage der UNFPA in 70 Ländern berichteten 30, dass Familienplanungseinrichtungen im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie nicht durchgehend betrieben werden konnten.
- Eine andere Umfrage des UNO-Kinderhilfswerks Unicef Ende August 2020 ergab, dass in rund der Hälfte von 84 befragten Ländern die Zahl der Einrichtungen für Familienplanung um die Hälfte oder weniger zurückgegangen sind.
- Eine weitere Umfrage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergab, dass in knapp 60 Prozent der befragten 103 Länder «teilweise» Unterbrechungen und neun Prozent «schwerwiegende» Unterbrechungen bei Einrichtungen für Familienplanung und den Mitteln für eine Empfängnisverhütung erfolgt sind.
Szenario: sieben Millionen Schwangerschaften
Die Situation für viele Frauen und Familien hätte aber noch weitaus gravierender sein können. Die Hochrechnungen des UNFPA zeigen, dass sich die Unterbrechungen der Familienplanungsdienste vor allem auf die Monate April und Mai 2020 konzentrierten, mit einer durchschnittlichen Unterbrechungsdauer von 3.6 Monaten.
Studie des UNO-Bevölkerungsfonds (UNFPA)
Frühere Schätzungen zeigten, dass Unterbrechungen bei der Familienplanung, die bis zu sechs Monate andauern, 47 Millionen Frauen betreffen könnte, vor allem Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Solche länger dauernde Situation hätte hochgerechnet sogar zu sieben Millionen ungewollten Schwangerschaften führen können.
Der UNO-Bevölkerungsfonds betont in seinem Bericht darum die Wichtigkeit von kreativen Massnahmen. Dazu gehört etwa der Einsatz einer App für die Auslieferung von Verhütungsmitteln oder die Organisation von Familienplanungsberatung in Quarantänezentren, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.