Was ist passiert? Nachdem die Rebellengruppe KNLA (Karen National Liberation Army) die myanmarische Grenzstadt Myawaddy eingenommen hatte, wurde die Stadt am Wochenende von der Armee der Regierung bombardiert. Nach Angaben des thailändischen Aussenministers Parnpree Bahidda-nukkara sind rund 3000 Menschen über den Grenzfluss Moei nach Thailand geflüchtet. Das Bombardement der Armee forderte mindestens zehn zivile Todesopfer.
Wieso bombardiert die Armee die eigene Bevölkerung in Myanmar? Die Armee hat im Februar 2021 durch einen Militärputsch die gewählte Regierung abgesetzt. Nach dem Verständnis des Militärs war die Übernahme der Macht legal, da die Regierung Wahlbetrug begangen habe. Die Bevölkerung wehrte sich gegen den Militärputsch zuerst mit friedlichen Demonstrationen. Als diese niedergeschlagen wurden, griffen viele Gegner der Militärjunta zu den Waffen. Sie schlossen sich unter anderem auch verschiedenen ethnischen Rebellengruppen an, die schon seit Jahrzehnten gegen die Junta kämpfen.
Verliert die Militärjunta an Terrain? Danach sieht es aus. Der Verlust der Stadt Myawaddy ist ein weiterer schwerer Schlag, nachdem die Militärjunta in den vergangenen Monaten mehrere Gebiete an verschiedene Rebellengruppen verloren hat. Für Myanmars Militärjunta ist es Berichten zufolge schwierig, die Truppen in Myawaddy zu verstärken, da es nur eine grössere Zufahrtsstrasse gibt und diese von Rebellen überwacht wird. Laut der Rebellenallianz reagieren die Generäle deshalb derzeit hauptsächlich mit Luftangriffen.
Wie geht es den geflüchteten Menschen? «Rund 2000 Menschen, die aufgrund der Luftangriffe kürzlich nach Thailand geflüchtet sind, sind laut Angaben der thailändischen Behörden wieder zurückgekehrt», sagt Martin Aldrovandi, SRF- Südostasienkorrespondent. «In Mae Sot gibt es grosse Flüchtlingslager entlang der Grenze. Es gibt auch Menschen aus Myanmar, die seit Langem in Thailand leben und arbeiten oder auf die Weiterreise in ein Drittland warten.»
Warum ist ein grosser Teil der kürzlich aus Myawaddy Geflüchteten zurückgekehrt? Der SRF-Korrespondent sagt: «Laut verschiedenen Meldungen haben die Kampfhandlungen in Myawaddy stark nachgelassen.» Derzeit sollen ausserdem Verhandlungen zwischen den Parteien stattfinden. Dazu komme, dass auch thailändischen Behörden daran interessiert ist, dass die Flüchtlinge zurückkehren.
Was ist mit der früheren Regierungschefin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi? Sie wurde in verschiedenen Verfahren zu insgesamt 33 Jahren Haft verurteilt. Im Juli 2023 wurde sie teilweise begnadigt – zu 27 Jahren Haft. In den Wahlen 2020, nach denen der Militärumsturz durchgeführt worden war, hatte ihre Partei demokratisch die Mehrheit gewonnen.
Gibt es in Myanmar schon lange bewaffnete Auseinandersetzungen? Seit Jahrzehnten gibt es im Land bewaffnete Konflikte, vor allem zwischen der Zentralregierung und ethnischen Minderheiten. «Seit dem erneuten Militärputsch vor gut drei Jahren haben sich aber auch viele ethnische Burmesinnen und Burmesen dem bewaffneten Widerstand gegen das Regime angeschlossen», sagt Martin Aldrovandi. Grosse Teile des Landes sind im Bürgerkrieg versunken.