Das Wichtigste in Kürze
- In Venezuela halten die Proteste gegen die sozialistische Regierung von Präsident Maduro an.
- Bei Demonstrationen im Norden des Landes wurden zwei Menschen erschossen.
- Tausende Demonstranten forderten zuletzt die Freilassung politischer Gefangener. Maduro sieht darin eine politische Verschwörung und geht vehement gegen die Proteste vor.
- Neben den politischen Unruhen leidet Venezuela unter hoher Kriminalität und einer schweren Wirtschaftskrise.
Bei Demonstrationen gegen die sozialistische Regierung in Venezuela sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein Mann und ein Jugendlicher seien in der Stadt Barquisimeto erschossen worden, teilte der Gouverneur des Bundesstaates Lara, Henri Falcón, mit. Laut einem Bericht der lokalen Zeitung «El Impulso» waren die Opfer von bewaffneten Regierungsanhängern angegriffen worden. Die so genannten Colectivos attackieren immer wieder Regierungsgegner.
Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei den seit einer Woche andauernden Protesten auf fünf. Hunderte Menschen wurden verletzt und festgenommen. Zuletzt gingen im ganzen Land Tausende auf die Strasse, um die Freilassung der politischen Gefangenen und Neuwahlen zu fordern. Präsident Nicolás Maduro wittert hinter den Protesten eine Verschwörung konservativer Kreise und des Auslandes. Die Polizei setzt Tränengas und Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein.
Kirche kritisiert Maduro
Die katholische Kirche verurteilte das harte Vorgehen. «Wir sind besorgt über die brutale Unterdrückung», sagte der Erzbischof von Caracas, Jorge Urosa. «Die Regierung solle die Demonstrationen zulassen, aber vor allem die Probleme des Landes lösen. Es ist normal, dass die Bürger protestieren, wenn ihre Bedürfnisse nicht befriedigt werden.»
Auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) forderte Neuwahlen in dem südamerikanischen Land. «Es hat sich gezeigt, dass das Regime nicht zum Dialog bereit ist. Wir rufen die Regierung auf, auf die Forderung des Volks einzugehen», sagte OAS-Generalsekretär Luis Almagro in einer Videobotschaft.
Seit Monaten liefert sich die sozialistische Regierung einen harten Machtkampf mit dem von der Opposition dominierten Parlament. Zuletzt hatte der regierungstreue Oberste Gerichtshof die Nationalversammlung entmachtet. Wenig später wurde die Entscheidung wieder zurückgenommen. Dem einflussreichen Oppositionsführer Henrique Capriles wurde für 15 Jahre das passive Wahlrecht entzogen – er kann also nicht mehr für ein politisches Amt kandidieren.
Vor dem Bankrott
Venezuela leidet zudem unter hoher Kriminalität und einer schweren Wirtschaftskrise. Das ölreichste Land der Welt steht vor dem Bankrott und muss fast monatlich mehrere Milliarden Euro an Auslandskrediten bedienen. Deshalb können kaum noch Lebensmittel und Medikamente importiert werden.
Wegen der schlechten Versorgungslage nimmt der Unmut der Bevölkerung immer mehr zu. Am Dienstagabend bewarfen aufgebrachte Menschen im Süden des Landes Maduros Wagenkolonne mit Eiern und Steinen. «Ganz Venezuela hasst dich und deine korrupte Regierung. Sofort Wahlen!», twitterte Oppositionsführer Capriles.
Dennoch kann Maduro weiterhin auf breite Unterstützung vor allem unter den armen Venezolanern setzen. Tausende Regierungsanhänger erinnerten in Caracas an den gescheiterten Putsch gegen den früheren Präsidenten Hugo Chávez vor 15 Jahren.
«In diesen Momenten erleben wir einen Staatsstreich gegen das Vaterland», sagte der Minister für soziale Bewegungen, Aristóbulo Istúriz, mit Blick auf die Proteste. «Aber die Rechte wird scheitern wegen der Einigkeit des Volkes.»