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Stadt Pokrowsk Eine der letzten ukrainischen Bastionen im Donbass wankt

Die Einnahme von Pokrowsk könnte den Weg zu weiteren Städten in der Region Donezk öffnen. Das Wichtigste im Überblick.

Russland meldet Geländegewinne: Das russische Verteidigungsministerium hat am Montag mitgeteilt, dass eigene Truppen ukrainische Verbände in Pokrowsk eingekesselt und in der Nähe des Bahnhofs sowie des Industriegebiets besiegt hätten. Zudem seien bei nächtlichen Angriffen ein Militärflugplatz sowie militärisch-industrielle Anlagen getroffen worden.

Die Bedeutung von Pokrowsk: Vor dem Krieg lebten rund 60'000 Menschen in Pokrowsk. Heute sind die meisten Zivilisten aus der zerstörten Stadt geflohen. Sollte Russland die Kontrolle übernehmen, könnte dies eine Ausgangsbasis für weitere Offensiven in Richtung Kramatorsk und Slowjansk sein – zwei der letzten grossen Städte in der Region Donezk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen.

Soldaten in Tarnanzug bedienen Artillerie unter Tarnnetz.
Legende: Seit Wochen versuchen ukrainische Verbände intensiv das Vorrücken der Russen auf Pokrowsk aufzuhalten. Die Stadt gilt als Tor zum Donbass. REUTERS/Anatolii Stepanov/File Photo

Ukrainische Gegenbewegungen: Trotz der russischen Angriffe verzeichnet die Ukraine nördlich von Pokrowsk Fortschritte. In der Nähe von Dobropillia meldete der ukrainische Generalstab kürzlich die Rückeroberung von über 185 Quadratkilometern. Aus ukrainischen Quellen hiess es am Freitag zudem, dass man erfolgreich per Helikopter Sondereinheiten nach Pokrowsk gebracht habe. Russland wiederum behauptet, diese Einheiten seien eliminiert worden. Beide Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Lageeinschätzung: Sollte Pokrowsk fallen, wäre das der bedeutendste russische Geländegewinn seit der Einnahme der zerstörten Stadt Awdijiwka Anfang 2024. Seitdem verzeichnet Moskau zwar kontinuierliche, aber langsame Fortschritte entlang der rund 1000 Kilometer langen Frontlinie. Pokrowsk liegt strategisch günstig an mehreren Regionalstrassen und Eisenbahnlinien – ein Umstand, der der Stadt zusätzliche Bedeutung verleiht.

Unabhängige Beobachtungen: Laut dem ukrainischen Open-Source-Projekt Deep State kontrollieren russische Truppen derzeit einen kleinen südlichen Teil von Pokrowsk. Der Grossteil der Stadt gilt weiterhin als sogenannte Grauzone – ein Gebiet, das von keiner Seite vollständig beherrscht wird. Laut Daten des US-amerikanischen Instituts für Kriegsforschung (ISW) machten sowohl russische als auch ukrainische Einheiten jüngst Fortschritte im Kampf um Pokrowsk.

Stimmen aus Moskau und Kiew: Russland spricht von der «Vernichtung» ukrainischer Einheiten und einem Vorstoss in Teile der Stadt. Die Ukraine hingegen betont, dass die Befreiungsoperation fortgesetzt werde. Ein Versuch russischer Truppen, eine Versorgungsroute abzuschneiden, sei vereitelt worden. Der ukrainische Oberbefehlshaber der Bodentruppen, General Syrskyi, schätzt, dass Russland über 100'000 Soldaten in der Region im Einsatz hat. Seine Streitkräfte arbeiteten intensiv daran, die russischen Truppen zurückzudrängen und ihre eigenen Positionen zu halten.

Weitere Angriffe bei Kupjansk: Neben Pokrowsk meldet Moskau auch Angriffe auf militärische Infrastruktur bei Kupjansk. Während russische Truppen dort laut eigenen Angaben ukrainische Einheiten zurückgedrängt haben, erklärte ein ukrainischer Militärsprecher, dass bisherige Vorstösse ins Stadtzentrum gescheitert seien.

Ein langer Kampf: Der Kampf um Pokrowsk dauert inzwischen seit über 16 Monaten an. Bereits vor mehr als einem Jahr warnte die Ukraine vor einem möglichen Fall der Stadt. Laut ukrainischen Angaben erzielt Russland seine Geländegewinne allerdings nur unter hohen eigenen Verlusten.

SRF 4 News, 2.11.2025, 12 Uhr ; 

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