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Stillstand am Gare du Nord Rien ne va plus

Am meist frequentierten Bahnhof Europas herrscht Stillstand statt Pendlerwahnsinn. Unser Korrespondent war vor Ort.

Normalerweise braucht es gute Nerven, um durch den morgendlichen Pendlerstrom am Pariser Gare du Nord zu finden. Heute herrscht fast schon gespenstische Ruhe an einem der grössten Bahnhöfe Europas: Rot gekleidete Helferinnen beraten ratlose (Möchtegern-)Passagiere. Auf den Gleisen herrscht gähnende Leere.

Der Gare du Nord ist die Hauptschlagader des französischen Bahnverkehrs. Hunderte Züge – TGV, Intercity, Regional- und Vorortszüge sowie die Pariser Metro – kommen hier zusammen. «Jetzt fährt fast kein Zug. Und die paar wenigen, die ankommen, sind überfüllt», sagt SRF-Frankreich-Korrespondent Liebherr.

Am Gare du Nord sei gut sichtbar, welches Chaos die Reisenden heute erwarte, sagt Liebherr: «Nicht nur in Paris, sondern im ganzen Land.» Der Stillstand kam allerdings mit Ankündigung: «Man konnte sich seit Wochen auf diesen ersten Streiktag einstellen.»

Entsprechend gelassen reagierten die Reisenden, sagt Liebherr – noch: «Das wird sich wohl ändern, wenn der normale Turnus des Streiks einsetzt: Zwei Tage wird gestreikt, drei Tage nicht.»

Darum geht es beim Streik

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Legende: Keystone

Die Gewerkschaften wehren sich gegen die Pläne der Regierung zur Reform des staatlichen Bahnunternehmens SNCF. Der zunächst zweitägige Ausstand der Eisenbahner ist der Auftakt zu einer Streikwelle, die Wochen oder sogar Monate dauern könnte. Die Gewerkschaften wollen immer im Wechsel zwei Tage streiken und drei Tage arbeiten - sie haben 36 Streiktage bis Ende Juni angedroht.

Die Regierung will das hoch verschuldete Staatsunternehmen auf die Öffnung des Bahnverkehrs für den Wettbewerb vorbereiten - der Bahnverkehr soll schrittweise für Konkurrenzanbieter geöffnet werden. Für besonders viel Kritik bei den Gewerkschaften sorgt, dass für Neueinstellungen der vorteilhafte Eisenbahner-Status wegfallen soll. (sda)

Es droht ein wochenlanges Nervenspiel zwischen Bähnlern und Regierung. Und die Stimmung in der Bevölkerung dürfte massgeblichen Einfluss darauf haben, wer zuerst einlenkt, glaubt der SRF-Korrespondent: «Auf lange Sicht werden sich die Gemüter erhitzen.»

Auswirkungen auf die Schweiz

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Heute Dienstag sollen alle Züge zwischen Frankreich und der Schweiz ausfallen. Hier gibt's die Übersicht der SBB.

Auch die Zugverbindungen nach Spanien und Italien wurden komplett gestrichen. Von den Eurostar-Verbindungen nach Grossbritannien sollten hingegen drei Viertel planmässig verkehren, die Thalys-Züge nach Belgien und Deutschland sollten praktisch normal fahren.

Neben den Bähnlern kommt es auch bei der Air France zu Streiks. Gemäss Angaben der Airline fällt einer von vier Flügen aus.

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