Infizierte müssen nicht mehr zwingend in eines der berühmt-berüchtigten Quarantäne-Zentren, weniger Tests sollen gemacht werden und das Reisen innerhalb des Landes vereinfacht werden.
Die «Null» in Chinas Pandemiepolitik steht für null Covid Fälle. Das war das oberste Ziel. Die nun neuen Orientierungspunkte deuten aber darauf hin, dass China nun mehr Covid-Infektionen in Kauf nimmt.
Wohl deshalb dürfen sich Infizierte künftig zu Hause auskurieren. Und müssen alte, vulnerable Leute besser geschützt werden – sprich die Impfkampagne wird intensiviert.
Gründe unbekannt
Wieso die Regierung von ihrem harten Fokus auf die «Null» nun abrückt, wissen wir nicht. Auch nicht, wieso gerade jetzt die Lockerungen verkündet werden, wo die Infektionszahlen verhältnismässig hoch sind. Ist es eine Folge der Proteste oder sind es wirtschaftliche Gründe?
Klar ist: Ja, China kam nahe an die Null mit Blick auf die Infektionszahlen und Covid-Toten. Insbesondere im internationalen Vergleich. Aber je näher die Infektionszahlen an die Null rückten, desto kleiner wurde auch der Bewegungsradius von Millionen von Chinesinnen und Chinesen.
Auf Null sackte deshalb auch die Produktion in geschlossenen Fabriken. Null betrug das Einkommen von vielen Kleinunternehmerinnen im Lockdown. Null Bock haben die Konsumenten auf Einkaufen in einer solch unsicheren Lage. Und so haben mehr und mehr Chinesinnen und Chinesen null Verständnis für die Covid-Politik ihrer Regierung.
Weg mit der «Null»
Nun muss die Null offensichtlich weg. Überall. Das ist kompliziert, weil die Null-Covid-Massnahmen eng mit Staatschef Xi Jinping verbunden sind. Er zeichnet sich verantwortlich für diese Politik. Zumindest für den erfolgreichen Teil davon.
Die Null muss weg. Aber behutsam, ohne den Eindruck zu erwecken, die Regierung unternimmt eine scharfe Kurskorrektur. Es sind lediglich «Optimierungen» und «Verbesserungen», wie die neuen Massnahmen jeweils genannt werden.
So wurde offiziell die «Null» in der Covid-Strategie noch nicht gestrichen. Aber die neuen Vorgaben laufen ihr klar entgegen.
Umsetzen ist schwierig
Genau dieser Widerspruch könnte noch zum Problem werden. Denn die Vorgaben aus Peking werden in den Provinzen, Städten und Quartieren umgesetzt. Was soll ein Lokalpolitiker tun, für den bisher klar war: Null Fälle ist das Ziel?
Der bisher um seinen Job fürchten musste, wenn sich das Virus in seiner Region verbreitete. Steht nun die Null im Zentrum oder ein behutsamer Einsatz von Lockdowns und Tests?
Auch wenn sich viele in China heute ein wenig freuen ab der Aussicht auf Lockerungen, viele Bewohnerinnen und Bewohner wissen und haben es bereits erlebt: Neue Massnahmen herausgeben ist das eine. Deren Umsetzung und Durchsetzung eine ganz andere Geschichte.