Die Situation in Deutschland: Der Streik der deutschen Lokführergewerkschaft GDL ist nach dem Start im Güterverkehr auch im Personenverkehr angelaufen. Seit Mittwochmorgen um 2 Uhr gilt damit der stark eingeschränkte Notfahrplan der Deutschen Bahn, wie das Unternehmen in der Nacht mitteilte. Im Fernverkehr fallen demnach rund 80 Prozent der Züge aus. Auch im Regionalverkehr gibt es Beeinträchtigungen, die regional unterschiedlich stark sind.
Die Gründe für die Arbeitsniederlegung: Am Dienstagabend hatte das Hessische Landesarbeitsgericht den Eil-Antrag der Bahn auf ein Verbot des GDL-Streiks abgewiesen . Seit Wochen gibt es kaum Fortschritte im Tarifkonflikt zwischen Arbeitgeber und der Gewerkschaft. Die Bahn hatte kürzlich ein neues Angebot vorgelegt, mit dem sie erstmals im Hauptstreitpunkt auf die GDL zuging. Sie fordert eine Verkürzung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich.
Das sagt der Gewerkschaftschef: Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat den Willen seiner Organisation betont, den Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn mit Streiks weiterzuführen. «Wenn nichts kommt bis Freitag, machen wir eine Pause und gehen in den nächsten Arbeitskampf», sagte Weselsky am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin nach Beginn des Lokführerstreiks. Er kritisierte das jüngste Angebot der Bahn als Provokation.
Das sagt die SBB: Auf Anfrage von SRF News will ein SBB-Sprecher am Mittwochmorgen noch kein Fazit ziehen. «Dafür ist es aktuell noch zu früh», sagt Moritz Weisskopf. Der Streik in Deutschland werde aber auch zu vielen Ausfällen im grenzüberschreitenden Personenverkehr führen.
Die Auswirkungen auf die Schweiz: Ausfallende Verbindungen auf Schweizer Streckenabschnitten werden mehrheitlich durch Ersatzkompositionen ersetzt, sodass der inländische Verkehr möglichst nicht betroffen ist, wie Sprecher Weisskopf weiter gegenüber SRF News sagt. Die Einschränkungen dauerten voraussichtlich von Mittwoch 2 Uhr bis Freitag 18 Uhr. Ebenfalls betroffen sind nach Deutschland verkehrende Nachtzüge.
Das sollten Zugreisende jetzt tun: Die SBB empfiehlt Reisen nach oder durch Deutschland auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Durch eine Sonderkulanz der Deutschen Bahn hätten Reisende die Möglichkeit, ihre Reisen zu verschieben und das Ticket früher oder später zu nutzen. Weitere Informationen zur Sonderkulanz und zur aktuellen Verkehrslage finden sich auf der Seite der Deutschen Bahn.
Website Deutsche Bahn
Das passierte in der Vergangenheit: Im Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr maximal 24 Stunden dauerten. Im Dezember hatte die Gewerkschaft ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Rund 97 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Seither sind längere Streiks möglich.